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Unkelbach Art

My neurodivergent life is a piece of art

Author

Claudia Unkelbach

Posts by Claudia Unkelbach

Let’s talk about: PMDS – Prämenstruelle dysphorische Störung

Let’s talk about: PMDS – Prämenstruelle dysphorische Störung

13. November 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

In der Nacht wache ich auf. Alles ist dunkel. Ich bekomme Angst. Ich taste nach dem Ehemann. Ist er noch da? Ich berühre seinen Körper. Bin für einen Moment beruhigt, doch dann der nächste Schreckmoment. Ich lausche. Versuche, seinen Atem wahrzunehmen, denn ich habe unendliche Angst, Angst, dass er vielleicht nicht mehr da ist.

Jahrelang war diese Angst mein Begleiter. Viele, viele Nächte bin ich aufgewacht, hatte Angst, dass mein Kater gestorben sein könnte, mein Ehemann, ein Freund. Und nicht nur davor: Ich hatte immer wieder unbeschreibliche Angst vor allen möglichen Dingen. Ohne Grund. Von einem Moment auf den anderen. Es gab keinen Auslöser, keine Erfahrung. Es gab einfach nur diese Angst.

Dazu immer wieder intensive depressive Phasen. Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, von der Unerträglichkeit der Welt erdrückt zu werden, nicht mehr atmen zu können, nicht mehr atmen zu wollen. Phasen, in denen alles schon in Gedanken zu viel war, in denen ich mich tagsüber wieder und wieder in den Schlaf geflüchtet habe, weil Wach-sein eine Qual war und Schlaf das einzige Entkommen war.

Depression. Angststörung.

Ich arbeitete daran. Trainierte Skills. Suchte Hilfsmittel. Aber nichts half gegen diese Wellen an psychischem Chaos in mir. Sie kamen und sie gingen. Unvorhersehbar. Unbeherrschbar. Und die Angst vor dieser Willkür war fast noch größer als die Angst vor den Phasen selbst.

Bis mir irgendwann auffiel, dass es gar nicht willkürlich war.

Zuerst wurde mir bewusst, dass die Angst immer in Phasen kam, in denen ich ganz furchtbar leicht wütend wurde. Phasen, die ich bereits mit meinem Zyklus verband – PMS! Und tatsächlich, die Angst kam immer einige Tage vor dem Einsetzen meiner Periode auf und hatte die Depression im Schlepptau. Manchmal nur 3 oder 4 Tage vorher, manchmal auch 10 oder 12, aber immer verschwanden beide am 1. oder spätestens am 2. Zyklustag wieder – komplett und ohne, dass ich irgendetwas dagegen getan hätte.

Was ich für willkürlich hielt, richtete sich in Wirklichkeit nach meinem Körper!

Mir glaubte das damals niemand. Es wurde als Einbildung abgetan. Ich hatte ja offensichtlich psychische Probleme, also war ich doch ganz offensichtlich nicht zurechnungsfähig und außerdem war ich ja keine Fachperson, also hatte ich auch ganz sicher keine Ahnung.

Hatte ich aber sehr wohl. Ich beobachtete mich ja. Ich erlebte, was da in mir abging und wann und auch, wie es wie von Zauberhand einfach wieder verschwand! Und doch war ich es so gewohnt, Fachleuten zu vertrauen, dass ich ihnen glaubte! Ich glaubte ihnen, dass ich mir das alles einbildete! Ich glaubte ihnen, dass ich keine Ahnung von meinem eigenen Körper hatte! Ich glaubte ihnen, dass ich gar keine Hilfe bräuchte…

… bis ich so verzweifelt war, weil mich Angst und Depression mal wieder so unbarmherzig überrannten, dass ich im Internet nach meinen Problemen suchte. Das, was doch nur ganz, ganz schreckliche Patient*innen machen und was man besser keinem Arzt und keiner Ärztin verrät. Ich verriet es auch nicht, aber ich suchte dennoch danach.

Das Internet erzählte mir dann das erste Mal etwas von PMDD: Premenstrual dysphoric disorder (zu Deutsch: PMDS – Prämenstruelle dysphorische Störung).

Die Zusammenfassung ist oft „PMS nur schlimmer“ und das trifft es durchaus, aber das Ausmaß des „schlimmer“ ist doch… unerwartet. Mit PMS verbindet man vor allem „schlechte Laune“, „Gereiztheit“ und ein paar körperliche Dinge, wie spannende Brüste oder Pickel. „Schlimmer“ klingt also mehr nach „das alles, aber halt ein bisschen stärker“.

In Wirklichkeit umfasst das „schlimmer“ bei PMDS aber teils deutlich mehr und vor allem auch in sehr starker Ausprägung.

Psychisch finden wir da:

  • Nervosität
  • Unruhe
  • Schlaflosigkeit
  • Angstzustände
  • Verwirrung
  • Vergesslichkeit
  • Paranoia
  • Erschöpfungszustände
  • Depressionen
  • und einiges mehr…

Und auch physisch ist die Liste lang, umfasst natürlich die „normalen“ PMS-Symptome, geht aber darüber hinaus und beinhaltet auch neurologische Probleme. Auf der Webseite von John Hopkins Medicine gibt es zum Beispiel eine ausführliche (englischsprachige) Auflistung an Symptomen.

Meine Einbildung war also doch keine Einbildung, nur das Wissen über meine angeblich eingebildeten Probleme war bei meinen Ärzt*innen einfach nicht präsent genug!

Wenn ich mich heute im deutschsprachigen Internet umschaue, ist das Wissen um PMDS zum Glück endlich deutlich verbreiteter.

In den USA ist PMDD seit 2013 eine offizielle Diagnose und in Deutschland wird es das zukünftig auch endlich sein, denn die ICD-11, die (irgendwann) in den nächsten Jahren auch in Deutschland eingeführt werden wird, enthält mit GA34.41 tatsächlich einen Diagnoseschlüssel für PMDS!

Das ganze Thema wird endlich bekannter! Es gibt Forschung in dem Bereich und es wird inzwischen vermutet, dass das in der 2. Zyklushälfte gebildete Progesteron vom Körper „falsch“ verarbeitet wird und es darüber hinaus Abweichungen im Serotoninhaushalt gibt. Und sogar Medikamente sollen speziell für PMDS entwickelt werden.

Noch sieht es allerdings so aus, dass die einen versuchen, ihre menstruierenden Patient*innen zu „stressreduzierendem Verhalten“ zu bringen und empfehlen ihnen entsprechend Entspannungsübungen (schon wieder…) und ruhigen Sport, während die anderen mit der Unterdrückung des Zyklus durch die dauerhafte Einnahme der Pille arbeiten oder versuchen, die schlimmsten Symptome mit der Gabe von Antidepressiva – entweder dauerhaft oder punktuell – zu verbessern.

Und die dritten – wie mein letzter Gynäkologe – arbeiten mit pflanzlichen Mitteln. So empfahl er mir hochdosiertes Johanniskraut und Mönchspfeffer und das nehme ich jetzt seit einigen Jahren. Tatsächlich reduzieren sie meine Probleme deutlich – wenn auch nicht perfekt, denn diesen Text schreibe ich, weil die nächtliche Angst wieder zu Besuch war. Aber eben doch so gut, dass ich damit klarkomme.

Nachdem ich heute aber doch mal wieder nach dem aktuellen Kenntnisstand recherchiert habe, werde ich vielleicht nächstes Jahr mal die Suche nach einer neuen gynäkologischen Fachperson in Angriff nehmen und schauen, wie weit das Wissen um das Vorhandensein und die Behandlung von PMDS bis dahin vorangekommen sind und davor für eine Weile ein Zyklus-Tagebuch führen – oder es zumindest versuchen, denn mit ADHS ist das ja nicht immer so einfach.

Was ich dir mitgeben mag: Auch wenn dir vielleicht gerade niemand glaubt, dass du Probleme hast, lass‘ dir nicht einreden, dass du sie dir nur einbildest! Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Probleme einfach nur noch nicht bekannt genug sind ist deutlich höher als die, dass du sie dir tatsächlich nur einbildest.

Medizin und Psychologie entwickeln sich und werden das vermutlich bis in alle Ewigkeiten so machen. Wir müssen uns alle – Fachkräfte, Patient*innen, Angehörige…. – bewusst machen, dass das heutige Fachwissen bei weitem nicht komplett ist und „Einbildung“ die falsche Antwort auf ein Problem ist.

Stress ist kein individuelles Problem

Stress ist kein individuelles Problem

8. November 2022 Claudia Unkelbach Comments 2 comments

Gehe ich zu Ärzt*innen und erzähle von meinen körperlichen Problemen, taucht früher oder später die Frage auf: „Sind Sie oft gestresst?“ Früher fand ich die Frage immer unangenehm, denn Stress, das war das, was Menschen haben, die beruflich stark eingespannt sind und ich, die gerade mal ein paar Stunden die Woche erwerbsarbeitete – und noch nicht mal auf einer „wichtigen“ Position -, ich konnte doch nicht gestresst sein.

Ich spürte aber, dass die erwartete Antwort ein „Ja“ war- weil es Probleme erklären würde, weil man nicht weiter nach der Ursache suchen würde müssen, weil es doch eine einfache Lösung gab: „Sie sollten mal Entspannungsübungen probieren!“ Also sagte ich brav „Ja“, mir wurden die Entspannungsübungen empfohlen und ich wurde nach Hause geschickt. Problem gelöst! Patientin muss sich einfach besser um sich kümmern.

Irgendwann kam ich zumindest zu dem Punkt, zu realisieren, dass mein Stress nicht von meiner Arbeits- oder Nicht-Arbeits-Situation abhing, sondern von ganz anderen Faktoren. Ich hatte einen Ärzt*innen-Termin? Ich war schon Tage vorher unbeschreiblich im Stress. Ich sollte Formulare ausfüllen? Stress! Ein Handwerker musste in die Wohnung? Stress! Ich lese Nachrichten? Stress! Stress! Stress!

Natürlich war das alles nur meine Schuld, denn ICH reagierte ja so gestresst, dafür kann doch niemand was und sowieso: Alle anderen gehen ja auch zu Ärzt*innen, füllen Formulare aus und informieren sich über das Weltgeschehen… wahrscheinlich sind sie einfach viel besser in ihrem Stressmanagement, machen öfter Entspannungsübungen und wissen einfach, wie man mit stressigen Situationen umgeht. Ich musste das einfach auch lernen!

Ich habe Unmengen an Entspannungsübungen ausprobiert, habe Achtsamkeitstraining gemacht, meditiert, Tiefenentspannung und Atemübungen getestet. Manches mochte ich nicht, anderes gefiel mir sehr, einiges habe ich über Monate hinweg tatsächlich täglich gemacht, bei anderem war ich eher noch gestresster und ließ es daher schnell wieder sein. Wieder anderes mache ich immer noch – in abgewandelter Form oder in bestimmten Situationen. Alles in allem also: Ja, Entspannungsübungen sind wirklich nicht schlecht.

Was sie allerdings alle nicht bewirkt haben: Eine dauerhafte Stressreduktion. Die Tage im Jahr, an denen meine Smartwatch mir attestiert, dass ich entspannt gewesen wäre, lassen sich an einer Hand abzählen. Die meiste Zeit teilt sie mir lapidar mit, dass ich zu gestresst wäre und dauerhafter Stress würde zu Erschöpfung führen. Ach? Wäre mir ja nie aufgefallen… /j (Tonindikator: joking)

Vor ein paar Monaten erst war es mal wieder so schlimm mit mir und dem Stress, dass ich erneut einen Entspannungskurs probierte – irgendwann musste ich doch endlich lernen, entspannt zu sein! Es war ein Audiokurs und der Sprecher ging mir vom ersten Moment an auf die Nerven, wie er da mit salbungsvoller Stimme erklärte, was ich bisher alles falsch machte, denn für ihn war klar: Zu wenig Achtsamkeit war der Schlüssel aller Probleme, wir müssten öfter über unsere Handlungen nachdenken, sie bewusster durchführen und schon wäre der Stress verschwunden.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin sehr dafür, Dinge bewusst zu tun und ich nutze tatsächlich ein paar Achtsamkeitsübungen in meinem Alltag, aber Handlungen bewusst durchzuführen IST mein Alltag. Ich denke ständig über alles nach und mir zu sagen, dass es ein Fehler wäre, ganz unterbewusst Zähne zu putzen und nicht über die einzelnen Handlungsschritte nachzudenken, ist eher sinnlos, denn ich würde mir sehnlichst wünschen, unterbewusst Zähneputzen zu können und nicht jeden Tag wieder damit zu kämpfen, weil mein Kopf die einzelnen Schritte sortieren muss. Leider fühlt es sich nicht nach Achtsamkeit und Stressreduktion an, sondern nach Kampf und Stress.

Ich tröstete mich damit, dass dieser Entspannungskurs halt einfach nicht der richtige für mich war und beschloss, es mit Tiefenentspannung zu probieren. Das fand ich sehr angenehm, übte auch fleißig und vertraute auf das Versprechen: „Üben Sie regelmäßig und sie werden deutlich entspannter und gesünder durchs Leben gehen!“

Dann passierte irgendwas, weil ja immer irgendwas passiert – wir müssen nur morgens einen Blick auf die Nachrichten werfen und schon ist klar, dass ein neues Irgendwas passiert ist und es Stress bedeutet. Mal mehr Stress und mal weniger, mal nur kurzfristig und mal für eine nicht absehbare Zeit, aber Stress ist immer irgendwo in diesen Irgendwassen versteckt und entsprechend war ich also doch wieder gestresst, Tiefenentspannung hin oder her.

Ja, natürlich ist es meine Reaktion auf Nachrichten, meine Angst vor Ärzt*innen, meine Panik vor Formularen, mein Unwohlsein gegenüber fremden Menschen, aber das macht meinen Stress nicht zu einem individuellen Problem und von mir zu verlangen, dass ich eben stressresistenter werden müsse, ist nicht die Lösung.

Das Weltgeschehen IST Stress. Kriege, Klima, Menschenrechtslage… die Liste ist endlos und die Lage IST schrecklich. Ich kann mir nicht gleichzeitig der Tatsache bewusst sein, dass es weltweit riesengroße Probleme gibt und gleichzeitig NICHT gestresst davon sein. Es geht einfach nicht! Das ist, als würde ich ganz gechillt auf einem Bahngleis Tee trinken und der Zug würde auf mich zurasen, lautstark hupen, die Gleise würden immer lauter und lauter summen und vibrieren, aber ich würde lieber erstmal in Ruhe meinen Tee austrinken, bevor ich akzeptiere, dass der Zug überhaupt auf diesem Gleis ist!

Wir sind nicht gestresst, weil wir nicht stressresistent genug wären. Wir sind gestresst, weil wir erkannt haben, dass es GRUND gibt, um gestresst zu sein!

Genauso wenig habe ich grundlos Angst vor Ärzt*innen. Meine Erfahrungen sagen, dass jeder einzelne Besuch bei einer medizinischen Fachperson zu einem schlimmen Erlebnis führen kann und ich am Ende wochenlang damit kämpfen werden müssen. Nicht, weil ich nicht stressresistent wäre, sondern weil mich die Person, der ich vertrauen soll, der ich meine Probleme schildern und bei der ich um Hilfe bitten soll, schlichtweg nicht gut behandelt! Ich bin gestresst, weil viel zu viele Ärzt*innen in der Vergangenheit so waren und weil jeder einzelne Ärzt*innen-Besuch das (sehr realistisch auch noch große) Risiko birgt, dass es wieder so läuft.

Stress kommt nicht aus dem Nichts. Stress ist keine komplett sinnlose Reaktion des Körpers. Stress ist die Summe unserer Erfahrungen, angewandt auf unsere gegenwärtige Realität. Umso schlechter deine Erfahrungen, umso mehr Stress. Umso problematischer unsere gegenwärtige Realität, umso mehr Stress!

Vollkommen egal, wie achtsam ich bin, wie oft ich meditiere, wie viel Zeit ich in der Natur verbringe, wie hoch meine Vitamin-Level sind, wie viel Sport ich treibe oder wie oft ich meine Entspannungsübungen mache: Ich werde meinen Stress damit nicht loswerden.

Ich will nicht sagen, dass nichts davon hilft! Natürlich kann einiges oder alles davon ausgleichend sein, dabei helfen, besser mit dem unvermeidbaren Stress unseres Lebens klarzukommen, aber wir müssen endlich akzeptieren, dass diese Dinge nicht die Lösung sind und wir müssen aufhören, Menschen dafür verantwortlich zu machen, wenn sie gestresst sind, weil sie ja „nicht genügend dagegen tun“.

Die Antwort auf unseren Stress ist nicht Entspannung! Die Antwort auf unseren Stress ist es, globale, gesamtgesellschaftliche, systemische Lösungen für unsere Probleme zu suchen!

Wir brauchen eine Gesellschaft, die endlich auf marginalisierte Gruppen achtet, die ihren eigenen Rassismus, Ableismus, Sexismus, Klassismus usw. hinterfragt, erkennt und daran arbeitet. Wir brauchen eine Gesellschaft, die Kapitalismus durchdenkt, durchschaut und auseinandernimmt. Wir brauchen eine Gesellschaft, die den auf uns zurasenden Zug in Form des Klimawandels als so nah und gefährlich wahrnimmt, wie er ist. Wir brauchen eine Gesellschaft, die gestresst ist! So gestresst, dass sie endlich anfängt, etwas dagegen zu tun, anstatt weiterhin auf Entspannungsmaßnahmen zu setzen.

Stress ist kein individuelles Problem. Stress ist ein globales Warnsignal und wir müssen diese Warnung endlich ernstnehmen!

Über Kulturen – oder eben nicht

Über Kulturen – oder eben nicht

27. Oktober 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

In meinem Text „Autismus hat man für immer – ein wirklich moderner Blick auf Autismusspektrumstörungen“ verwende ich Kultur, um zu beschreiben, wie es sich anfühlt, als neurodivergenter Mensch in einer neurotypischen Welt zu leben. Für mich persönlich ist das stimmig, denn ich nehme wahr, in wie vielen verschiedenen Kulturen ich mich selbst bewege, wie ich ein Teil von vielem verschiedenen und doch ein Individuum darin bin und wie leicht oder schwierig der Übergang für mich zwischen „meinen“ Kulturen ist und auch, dass einige dieser Schwierigkeiten eben durch meine Neurodivergenz entstehen.

Was ich dabei aber übersehen habe: „Kultur“ bedeutet nicht für jeden Menschen dasselbe und während es für mich in meinem Verständnis von Kultur ein passender Vergleich ist, habe ich keinerlei Kontrolle darüber, was Kultur – und noch stärker „andere Kultur“ – für dich oder jemand anderen bedeutet, wie es sich anfühlt, was die Assoziationen und Einordnungen dabei sind. Ich habe komplett übersehen, wie sehr wir „fremde Kultur“ zur Ab- und Ausgrenzung nutzen, wie sehr wir Menschen in „Kulturen“ einsortieren, um ihnen Eigenschaften, Denkweisen und Werte zuzuordnen, die aber nur durch ihre vermeintliche „Kulturzugehörigkeit“ legitimiert sind und nicht durch das jeweilige Individuum.

Und so kommt es, dass ich mit meinem Kulturvergleich ungewollt auch Rassismus Raum gegeben habe.

Es nervt mich ungemein. Ich mag den Begriff „Kultur“. Ich mag, was er für mich darstellt. Ich mag ihn, weil er für mich ein wunderbares Konstrukt ist, in dem jeder Mensch sich bewegt – flexibel, vielseitig, groß. So groß, dass ich Kultur auf „Sprache und fremde Gesten, Rituale und Bräuche“ heruntergebrochen habe, um ihn möglichst greifbar zu machen und damit am Ende noch mehr ein rassistisches Bild produziert habe!

Großartig… /s (Tonindikator: Sarkasmus)

Also natürlich nicht großartig, sondern einfach furchtbar ärgerlich. Und ja, natürlich ärgert es mich auch, dass ich „Kultur“ nicht mehr verwenden kann – nicht, weil es mir jemand verbieten würde(!), sondern weil wir Menschen auch diesen Begriff mit unserem uns innewohnenden Rassismus, unserem Drang zur Abgrenzung und zur Bewertung von Leben zu einer Waffe gegen alle, die „nicht wie wir“ sind, gemacht haben. Menschen sind schrecklich. Ja, ich auch.

An dieser Stelle mein aufrichtiger Dank an Solveïg von Intersektionale Bildung, denn hen hat mich darauf aufmerksam gemacht – und mein Dank und vor allem auch meine Entschuldigung an die, mir unbekannte Person, die wiederum Solveïg darauf aufmerksam gemacht hat und an alle, die ich durch meinen Kulturvergleich verletzt und deren Leben und Erleben ich durch mein sorgloses Verwenden von „Kulturen“ nicht mitgedacht habe.

Und jetzt wollen wir versuchen, das besser zu machen! Achtung: Das wird lang!

Wir befinden uns an dieser Stelle, wo ich langsam versuche, begreifbar zu machen, wie es sich anfühlt, als neurodivergenter – hier im speziellen: autistischer – Mensch mit neurotypischen Menschen und Standards konfrontiert zu sein:

Als Autistin bin ich es gewohnt, dass meine Wahrnehmung als falsch oder unpassend empfunden wird. Ich bin es gewohnt, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, wenn ich etwas anders wahrnehme, dass ich mich dafür entschuldigen muss, wenn neurotypische Menschen mich mal wieder falsch verstehen oder dass ich mich so verhalten muss, wie es für mich unangenehm ist, nur um andere nicht zu enttäuschen oder als unhöflich empfunden zu werden.

Darauf folgte mein Kulturvergleich, den ich aus heutiger Sicht nicht mehr verwenden möchte. Dafür will ich es so zu erklären versuchen:

Stell dir vor, du hättest eine neue Beziehungsperson. Ihr fühlt euch wohl miteinander, eure Gespräche sind gleichzeitig lustig und ernst und ganz wunderbar leicht zu führen, ihr versteht euch und du kannst dir gut vorstellen, dass ihr längere Zeit zusammen sein werdet. Eines Tages sagt deine Beziehungsperson zu dir: „Meinen Geburtstag feiere ich bei meinen Eltern – du kommst doch mit?“

Du kennst ihre Eltern bisher nicht.

Freust du dich darauf, sie kennenzulernen? Oder bist du vielleicht verängstigt? Machst du dir Sorgen, was die Eltern von dir halten könnten? Denkst du vielleicht gar nicht weiter darüber nach und sagst einfach zu? Grübelst du in den kommenden Tagen darüber, ob das eine tiefere Bedeutung hat? Denkst du, dass es ganz sicher keine hat? Oder vielleicht im Gegenteil, dass es ganz sicher eine hat und bist ein bisschen stolz, weil du das durchschaut hast?

Ist dir überhaupt schon der Gedanke gekommen, dass es unterschiedliche Bedeutungen haben könnte und du – egal, wie gut du deine Beziehungsperson kennst – nicht mit Sicherheit sagen kannst, was es für sie bedeutet?

Du beschließt, es in aller Ruhe angehen zu lassen.

Also zumindest würdest du das gerne, denn umso näher der Geburtstag rückt, umso nervöser wirst du. Dir fällt plötzlich ein, dass du überhaupt nicht weißt, ob deine Beziehungsperson eigentlich ein Geschenk erwartet? Also du gehst eigentlich davon aus, aber dann fällt dir ein, dass ihr mal über unnötige und unpassende Geschenke und über sinnlosen Konsum gesprochen habt und mit einem Mal bist du dir nicht mehr so sicher: Wäre es falsch, ihr etwas zu schenken? Wäre es falsch, ihr NICHTS zu schenken?

Du hast Glück, denn am Abend, als du mit deiner Beziehungsperson plauderst, lässt sie – wohlplatziert oder zufällig? – fallen, dass sie sich eine bestimmte Sache zu ihrem Geburtstag wünschen würde. Du atmest auf. Klare Informationen sind toll! Zeitgleich fragt sie, ob du schon ein Gastgeschenk für ihre Eltern besorgt hast. Du erschrickst! Gastgeschenk? Was denn um alles in der Welt für ein Gastgeschenk? So was hast du noch nie besorgt!

Vielleicht hast du an der Stelle das Glück, dass du mit deiner Beziehungsperson darüber reden und sie fragen kannst. Vielleicht bist du dir sicher, dass du das einfach im Internet herausfinden kannst und fragst gar nicht erst. Vielleicht wirst du dir aber auch einfach etwas überlegen, so schwer kann das ja nicht sein.

Deine Beziehungsperson lässt noch kurz fallen, dass ihre Eltern sich eigentlich immer über handgestrickte Socken freuen und du nickst – nur ein klein wenig verzweifelt. Handgestrickte Socken? Woher sollst du denn bis übermorgen 2 Paar handgestrickte Socken nehmen? Und – fällt dir da noch ein – in welcher Größe denn überhaupt? Wie schnell du wohl stricken lernen kannst?

Den Rest des Abends bist du nicht mehr so richtig aufmerksam. Deine Gedanken kreisen unaufhörlich um Socken und Stricken und Gastgeschenke, darum, was du vielleicht noch alles überhaupt nicht über Eltern-kennenlern-Geburtstagsbesuche weißt und überhaupt: Geburtstage! Bei dir gibt es immer einen Kuchen mit Kerzen und deine Eltern und Freunde singen „Zum Geburtstag viel Glück“. Wie das wohl hier ist?

Der Tag vor dem Geburtstag. Du hast schlecht geschlafen, weil du ständig über handgestrickte Socken und Schuhgrößen nachgedacht hast und irgendwann beugte sich eine riesengroße Socke über dich und lachte dich aus, weil du nicht stricken kannst. „Zum Glück nur im Traum“, denkst du, während du deine Socken – NICHT handgestrickt, Schuhgröße 42 – anziehst und in deine Schuhe schlüpfst. Dir ist inzwischen klargeworden, dass diese Sockengeschichte nicht lösbar ist – und klammheimlich fragst du dich, ob deine Beziehungsperson das tatsächlich ernstgemeint hat oder dich vielleicht damit aufziehen wollte, aber nachfragen kannst du jetzt auch nicht mehr, weil wie stehst du denn dann da? Als ob du keine Witze verstehen würdest! Oder als ob du ihr nicht glauben würdest… Beides nicht wünschenswert.

Direkt nach dem Aufwachen hast du doch ins Internet geschaut. Blumen stand da. Wein. Pralinen. Erst willst du Blumen holen, aber dann fällt dir ein, dass Blumen kompliziert sind, weil ihre Farben Bedeutungen haben und ihre Sorten und wer weiß, ob wirklich alle dieselbe Bedeutung darin sehen? Am Ende löst du einen Eklat aus und ruinierst den ganzen Geburtstag! Nein. Keine Blumen. Also Wein oder Pralinen und da du von Wein keine Ahnung hast, entscheidest du dich für Pralinen. Damit kann man nichts falsch machen. Jeder mag Pralinen!

Am Abend chattest du mit deiner Beziehungsperson über den nächsten Tag und da schreibt sie plötzlich: „Ach, ganz vergessen: Sei nicht überrascht, wenn es keinen richtigen Kuchen gibt. Meine Eltern essen keinen Zucker und deswegen gibt es bei uns immer einen großen Brotlaib mit Kerzen!“ Du starrst auf die Worte. „Ah ja“, tippst du. Dann starrst du weiter. Die Pralinen kommen dir in den Sinn. Ob du vielleicht zuckerfreie Pralinen gekauft hast? Gibt es sowas überhaupt? Du musst das recherchieren!

Bevor du dazu kommst, erscheint ein Video im Chat: Ein Geburtstags-Brotlaib mit flackernden Kerzen, deine Beziehungsperson, die sie auspustet und – vermutlich – ihre Eltern, die „Zum Geburtstag viel Glück“ singen. „Puh“, denkst du erleichtert, „wenigstens ETWAS, das dir bekannt ist!“ In dem Moment singen sie „… zum Geburtstag, zum Geburtstag, zum Geburtstag viel Glück!“ Du bist verwirrt. Bei dir wurde da immer dein Name gesungen!

Du schaust dir das Video noch mal an – der Geburstags-Brotlaib ist eigentlich ziemlich cool – und ja, tatsächlich, bei deiner Beziehungsperson wird „Zum Geburtstag viel Glück“ ohne Namen gesungen. Okay, das bekommst du hin! Also hoffst du zumindest, du wirst einfach ganz konzentriert sein und gut aufpassen, damit du nichts falsch machst. Ihr vereinbart noch, wo ihr euch am nächsten Tag treffen wollt, um dann gemeinsam zu den Eltern deiner Beziehungsperson zu fahren, und wünscht euch eine gute Nacht.

Auch diese Nacht wird alles andere als gut. Dieses Mal verfolgen dich Pralinen durch deine Träume und streuen mit kleinen Pralinen-Armen Zucker auf brennende Brotlaibe. Die Pralinen wirst du definitiv nicht mitnehmen! Sicherheitshalber isst du ein paar zum Frühstück – diese Stärkung kannst du gerade echt gut brauchen. Kurz huscht der Gedanken durch deinen Kopf, dass du das bei der Geburtstagsfeier vielleicht besser nicht erzählen solltest, was würden die Eltern bloß von dir halten?! Dann ärgerst du dich, dass es dir wichtig ist, was die Eltern deiner Beziehungsperson von dir halten.

Missmutig gehst du los, um halt doch Blumen zu holen. „Gelb“, denkst du, „gelbe Blumen sind fröhlich, damit kann man nichts falsch machen.“ Oder solltest du vielleicht doch lieber noch mal nachschauen? Während du unschlüssig stehenbleibst und dein Handy aus der Tasche ziehen möchtest, fällt dein Blick auf ein Schaufenster: Schlüsselanhänger in Sockenform! Du stürzt in den Laden und kaufst zwei – nur unterbrochen von einer kurzen Verunsicherung über die richtigen Farben, die du aber mit aller Kraft beiseiteschiebst: Du hasst Gastgeschenke. Aber: Thema abgehakt!

Auf dem Weg zum Treffpunkt gehst du im Kopf noch einmal alle Punkte durch: Gastgeschenk. Geburtstagsgeschenk. Singen ohne Namen! Brot. Kein Zucker. Wie stellst du dich überhaupt vor? Oder stellt dich deine Beziehungsperson vor? Und siezt du ihre Eltern? Oder duzt du sie? Und sie dich? Ob du wohl deine Schuhe ausziehen solltest? Hättest du Hausschuhe mitnehmen sollen?

Vor Nervosität beginnt dein Bauch zu grummeln. Jetzt nur nicht daran denken, wäre ja super peinlich, direkt aufs Klo zu stürzen, wenn ihr angekommen seid. „Entschuldigung, wo ist denn ihr Klo?“ – zack, weg! Nein, das geht nicht. Aber überhaupt: Was ist denn ein guter Zeitpunkt danach zu fragen? Und ob sie wohl von „Klo“ sprechen? Oder von „Toilette“? Dir wird heiß und dann eiskalt. Dein Bauch tut jetzt echt weh. Ob du vielleicht absagen kannst? Vielleicht könnte dich einfach ein Auto anfahren und du müsstest ins Krankenhaus und dann müsstest du nicht dorthin…

Am Ende wirst du natürlich nicht von einem Auto angefahren und kommst ins Krankenhaus, sondern fährst mit deiner Beziehungsperson zu ihren Eltern – du willst schließlich niemanden enttäuschen, schon gar nicht am Geburtstag! Es geht dir den ganzen Tag nicht gut und du hast ständig Angst, etwas falsch zu machen, etwas Falsches zu sagen, oder etwas NICHT zu sagen, was du aber sagen solltest. Du fühlst dich keinen Moment ruhig oder entspannt, bist ständig hoch konzentriert, beobachtest, analysierst und versuchst, dein Verhalten bestmöglich anzupassen. Deinen weiterhin grummelnden, schmerzenden Bauch ignorierst du, ebenso wie die Magenschmerzen und die im Laufe des Tages immer stärker werdenden Kopfschmerzen. Du reißt dich zusammen. Beim Singen stolperst du dann natürlich doch über den Namen und es ist dir furchtbar unangenehm, auch wenn die anderen nichts dazu sagen. „Vermutlich sind sie einfach nur höflich“, denkst du erschöpft und wünschst dir zum 3600. Mal in der letzten Stunde, dass du doch vom Auto angefahren worden wärst.

Irgendwie überstehst du den Tag. Am Abend fällst du komplett erledigt ins Bett. Du hast keine Energie mehr, um deine Zähne zu putzen oder dein Handy ans Ladekabel zu hängen und willst einfach nur noch schlafen, legst dich ins Bett, schließt die Augen und – bumm – der ganze Tag spielt sich erneut in deinem Kopf ab! Jeder Augenblick läuft wie ein Film an deinem inneren Auge vorbei. Du fühlst dich wieder so furchtbar wie während der letzten Stunden. Jedes Gespräch, jedes Wort, jeder Augenblick wiederholt sich und du denkst darüber nach, ob du dich an dieser Stelle passend verhalten hast und an jener. Immer wieder fällt dir etwas Neues auf, ein weitere Fehler deinerseits, eine Peinlichkeit, eine Ungeschicklichkeit. Du drehst dich im Bett hin und her, du bist müde, du willst schlafen, aber der Schlaf kommt nicht.

Irgendwann spät in der Nacht schläfst du dann doch noch ein. Du träumst wieder einmal wirr und im Traum wird der vergangene Tag noch ein bisschen schrecklicher, noch ein bisschen peinlicher, noch ein bisschen anstrengender.

Am nächsten Tag bist du zu erschöpft für alles. Du bleibst lange im Bett, scrollst durch dein Handy – immerhin hast du es doch noch geschafft, es ans Ladekabel anzuschließen – zwischendurch stehst du ratlos vor dem Kühlschrank, aber alles führt schon beim Gedanken daran, es zu essen, zu Magenschmerzen. Zwischendurch denkst du wieder über deine „Performance“ vom Vortag nach. Du fühlst dich furchtbar.

Auch am übernächsten Tag fühlst du dich nicht gut. Immerhin hast du heute Zähne geputzt und vielleicht wirst du es ja später sogar unter die Dusche schaffen. Du willst mit niemandem reden, niemanden sehen. Vielleicht ja morgen…

Kennst du etwas davon? Vielleicht sogar vieles? Oder alles? Geht es dir hin und wieder auch so? Oder ist quasi jeder deiner Tage ein Teil davon?

So wie „dir“ bei dieser Geburtstageinladung, geht es mir konstant. Ich denke ständig darüber nach, wie ich mich in einer Situation zu verhalten habe, stolpere über mein Nicht-Wissen über gesellschaftliche Gepflogenheiten und die Unsicherheiten, die selbst dann noch da sind, wenn ich Informationen darüber recherchiere. Manchmal helfen mir Hinweise und Informationen – manchmal sorgen sie aber auch dafür, dass ich mir noch mehr Gedanken und Sorgen mache. Ich betrachte alles von mehreren Seiten. Immer. Und manchmal vergesse ich dann doch eine Seite und ärgere mich ganz furchtbar darüber, dass ich nicht ALLES bedacht habe. Ich bin außerhalb von wirklich vertrauten, für mich sicheren Situationen konstant angespannt, nervös, hoch konzentriert und reagiere körperlich darauf. Nicht vertraute Menschen, Orte und Situationen sind für mich Ausnahmesituationen – immer – und ich brauche tagelang Erholung danach. Und am Ende wird analysiert, wiederholt, hinterfragt, dazu gelernt, denn ein Teil von mir will immer, immer nur eines: Einfach dazugehören können.

Ein Hinweis zum Schluss: Das ist meine Beschreibung, meines Erlebens. Für andere neurodivergente Menschen kann das ganz, ganz anders sein, denn wir haben sehr unterschiedliche Profile, unterschiedliche Stärken und Schwierigkeiten, unterschiedliche Erfahrungen und Strategien. Und es ist natürlich keine reale Geschichte – obwohl ich über den Geburtstag-Brotlaib mal nachdenken muss /hj (Tonidikator: half-joking) -, sondern nur der Versuch, verschiedene Erlebensebenen greifbar zu machen. Und mein Humor 😀

Autismus hat man für immer – ein wirklich moderner Blick auf Autismusspektrumstörungen

Autismus hat man für immer – ein wirklich moderner Blick auf Autismusspektrumstörungen

25. Oktober 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Erst kürzlich tauchte auf einer großen Autismus-Seite mal wieder ein Text zum Thema „Autismus überwinden“ auf. In dem Text ging es hauptsächlich darum, wie falsch es doch wäre, davon auszugehen, dass Autismus ein Teil von einem selbst sei und dass er nicht heilbar wäre. Man müsse nur tüchtig an sich arbeiten und dann wäre der Autismus auch nicht mehr diagnostizierbar und damit geheilt. Wer das Gegenteil behaupte, hätte einfach nur das Problem, sich zu sehr mit seinem Autismus zu identifizieren und das gelte es zu überwinden.

Jetzt ist es so, dass der Artikel ein bisschen schummelt. Der Autor stützt sich auf die DIAGNOSTIZIERBARKEIT von Autismus und wir wissen ja: Autismus wird nur diagnostiziert, wenn die Diagnosekriterien erfüllt sind. Die Diagnosekritierien umfassen aber in erster Linie von außen erkennbare Symptome plus Leidendruck. Wirkt man also auf andere nicht mehr autistisch und hat keinen Leidensdruck mehr – ZACK – geheilt!

Das ist aber eigentlich nur der Punkt, an dem das „Störungsmodell“ psychischer Krankheiten an sein Limit kommt und wo wir nicht über Heilbarkeit, sondern über Diagnostizierbarkeit diskutieren sollten. Diagnosen sind nicht dafür da, um ein anderes Denken, Fühlen oder Wahrnehmen zu beschreiben. Sie sind dafür da, um eine Störung, eine Abweichung im Norm-Verhalten (also dem Verhalten der Mehrheit) zu beschreiben und diese Abweichung möglichst so zu verändern, dass sie nicht mehr „stört“ (meistens eher das Umfeld als die Betroffenen). Ich empfehle hierzu auch sehr den Post „Diagnose nur mit Leidensdruck“ der Autismusambulanz Halle!

Wenn der Autor des genannten Artikels also darüber spricht, dass Autismus „heilbar“ ist, sagt er eigentlich: Man kann als Autist*in so gut lernen, die autistischen Merkmale zu verstecken, dass man nicht mehr als Autist*in erkannt wird. Herzlichen Glückwunsch! /s (Tonindikator: Sarkasmus) Hier wird Masking als Heilung verkauft!

Warum ist es so schwer – auch als Autist*in – zu akzeptieren, dass man für immer autistisch sein wird?
Warum ist der Gedanke daran, nicht „geheilt“ werden zu können, so unerträglich, dass man sich selbst Brücken baut, um sich nicht länger als Autist*in wahrnehmen zu müssen?

Ich fürchte, die Antwort liegt darin, wie Autismus immer noch wahrgenommen wird. Sie liegt in all den Defiziten und den Problemen. Sie liegt in den Diagnosekriterien und sie liegt in den „Therapien“, die allzu oft immer noch darauf abzielen genau das zu erreichen, was der Autor des von mir kritisierten Textes empfiehlt: Benimm‘ dich normal, dann bist du auch kein*e Autist*in mehr! Dann störst du nicht mehr! Dann bist du nicht mehr lästig! Dann muss ich keine Rücksicht mehr auf dich nehmen!

So ist es aber nicht. Autismus hat man für immer – und Rücksicht verdient übrigens jeder Mensch!

Vollkommen egal, ob ich mich autistisch präsentiere oder nicht, ob ich dir in die Augen sehen kann oder nicht, ob ich Sarkasmus und Redewendungen verstehe, Spezialinteressen habe oder diesen Wollpullover, den du so kuschelig findest als unerträglich kratzig bezeichne und sofort wieder ausziehen muss oder ertragen kann – ich bin autistisch.

Autismus, das ist nicht das, was du von außen siehst. Er ist nicht das, was mich für dich anstrengend und seltsam macht. Autismus ist auch nicht das, was für dich unangenehm ist oder mich als pingelig und übersensibel dastehen lässt.

Autismus ist das, was ich empfinde, wie ich wahrnehme, wie ich denke. Autismus ist meine Sicht auf die Welt, nicht deine.

Du findest mich anstrengend, unhöflich, kleinlich und überempfindlich? Aber warum stört dich das überhaupt? Warum nervt es dich, wenn ich dir nicht in die Augen sehe? Warum fühlst du dich davon verletzt, dass ein Pulli, den du angenehm empfindest, für mich kratzt? Warum ist es so schlimm, dass meine Wahrnehmung eine andere als deine ist?

Und warum darf das für dich schlimm sein, aber nicht für mich?

Als Autistin bin ich es gewohnt, dass meine Wahrnehmung als falsch oder unpassend empfunden wird. Ich bin es gewohnt, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, wenn ich etwas anders wahrnehme, dass ich mich dafür entschuldigen muss, wenn neurotypische Menschen mich mal wieder falsch verstehen oder dass ich mich so verhalten muss, wie es für mich unangenehm ist, nur um andere nicht zu enttäuschen oder als unhöflich empfunden zu werden.

Autistisch zu sein ist, als würdest du in eine fremde Kultur geworfen werden, mit einer fremden Sprache und fremden Gesten, Ritualen und Bräuchen und als würden die Mitglieder dieser Kultur überhaupt nicht verstehen, dass es neben ihrer Kultur auch eine andere – nämlich deine – gibt. Sie gehen davon aus, dass alle ihre Kultur und Sprache verstehen, dass ihre die einzig wahre Kultur ist und jede Person, die darin nicht so perfekt ist, ist fehlerhaft und krank.

Natürlich kannst du diese Kultur und Sprache lernen, vielleicht sogar so gut, dass die Mitglieder der Kultur irgendwann gar nicht mehr merken, dass das gar nicht wirklich deine Kultur ist und dich nicht länger als fehlerhaft, sondern als „geheilt“ betrachten. Aber wärst du wirklich „geheilt“? Oder würdest du einfach immer noch alles, was du siehst erstmal „übersetzen“? Würdest du vielleicht auch nach 20 Jahren klammheimlich immer noch vieles in D-Mark umrechnen, weil das das ist, was sich für dich vertraut und sicher anfühlt? Würdest du einen Teil deiner Energie dafür verwenden, in dieser fremden Kultur nicht aufzufallen, obwohl es immer noch nicht DEINE Kultur ist, nur um geheilt zu erscheinen, niemanden zu stören, „normal“ zu sein?

Genau so ist es auch mit der „Heilung“ von Autismus.

Ja, ich kann lernen, mich neurotypisch zu verhalten, aber ich werde nie lernen, neurotypisch zu denken, zu fühlen und wahrzunehmen. Ich denke, fühle und empfinde neurodivergent, autistisch, adhs-ig… eben so, wie ich bin!

Wenn Comic-Figuren eine Maske überziehen und dann für jemand anderes gehalten werden, erkennen wir alle, dass das in Wirklichkeit überhaupt nicht funktionieren würde. Wenn sich Robin Hood in der Disney-Version einen Schnabel anzieht und auf Stelzen geht, um als Storch am Wettkampf teilzunehmen, wissen wir als Zuschauer*innen natürlich immer noch, dass er in Wirklichkeit Robin Hood ist – auch, wenn er noch so perfekt den Storch mimt und im Film auch als solcher durchgeht. Denn er IST Robin Hood, egal, wie sehr er sich wie ein Storch benimmt.

Und genauso sind wir Autist*innen eben Autist*innen – auch dann, wenn wir eine neurodivergente Maske anziehen, jemandem in die Augen schauen und Metaphern verstehen.

Wenn ich mit anderen Autist*innen (oder auch Menschen mit ADHS) rede, merke ich, wie unsere Denkweisen sich ähneln, wie wir die Welt auf eine ganz andere Art wahrnehmen und verarbeiten, als das bei neurotypischen Menschen der Fall ist. Unser Verständnis der Welt, der Menschen und ihrer Verhaltensweisen ist ganz, ganz anders und unsere Schwierigkeit besteht oft darin, diese Verhaltensweisen für uns zu übersetzen – und im Gegenzug auch uns zu übersetzen, um uns für andere begreifbar zu machen.

Es ist nicht der AUSDRUCK, der uns zu Autist*innen macht (auch wenn es das ist, was diagnostiziert wird). Es ist unser Inneres. Es ist unsere Wahrnehmung. Es ist unsere Denkweise. Es ist unser Fühlen.

Nichts davon kann oder müsste geheilt werden.

Die einzige „Überwindung“ einer Autismusspektrumstörung, die ich mir wünsche ist die, dass Autismus nicht länger als Störung, Defizit oder Defekt verstanden wird, sondern als eine von vielen Möglichkeiten zu sein. Nicht besser, aber eben auch nicht schlechter als neurotypisches Sein.

Autismus hat man für immer und es ist Zeit, das nicht länger als Nachteil zu sehen. Nur so kommen wir zu einem „modernen“ Blick auf Autismus, ADHS und andere Neurodivergenzen. Nur so kommen wir zu einem zeitgemäßen Blick auf Diversität, auf „Normalität“, Abweichungen und Behinderungen.

Es geht nicht um Heilung oder Überwindung. Es geht um Anerkennung jeglicher Lebensrealität als gleichwertig.

Ich pfeife auf offizielle Diagnosen

Ich pfeife auf offizielle Diagnosen

20. Oktober 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Alle paar Monate geht es wieder durch die neurodivergente Bubble: „Sind Selbstdiagnosen valide?“ Die (gefühlt) meisten halten Selbstdiagnosen für absolut valide, während ein paar immer wieder sagen: „Nein, nur offizielle Diagnosen sind gültig.“

Kurzer Einschub: Auch wenn das in solchen Diskursen oft anders rüberkommt: Für jegliche offizielle Unterstützung ist immer auch eine offizielle Diagnose erforderlich und Selbstdiagnosen dienen rein dem eigenen Verständnis, dem Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe der neurodivergenten Menschen und der Selbstbezeichnung. Es geht bei der Frage also letzten Endes nur darum: „Darf ein Mensch sich selbst als Autist*in/ADHSler*in/usw. bezeichnen?“

Der Grundgedanke dabei ist: Nur eine ausgebildete Fachperson, die viele Jahre studiert hat, was Neurodivergenzen sind, wie sie sich präsentieren und worin sie sich unterscheiden, ist in der Lage, eine Neurodivergenz korrekt zu diagnostizieren.

Das Problem dabei: Die meisten Fachpersonen sprechen noch nicht mal von Neurodivergenzen, sondern von psychischen Störungen und ja, sie haben sie studiert – aber viel zu oft beträgt der Studienumfang zum Thema Autismus halt eine einzige Vorlesung oder vielleicht sogar nur ein Kapitel in der Vorlesung „Frühkindliche Entwicklungsstörungen“.

Das Wissen, das an Universitäten über Autismus, ADHS und Co. gelehrt wird, ist teilweise ganz furchtbar veraltet, es herrschen immer noch Meinungen vor, wie „nur Jungen haben das“, oder „das verwächst sich“ – oder, wie es mir letztens passierte, dass ich gefragt wurde, ob mein Autismus denn angeboren sei? „Äh ja, Autismus ist immer angeboren?“ Große Überraschung auf Seiten des Arztes, das hätte er gar nicht gewusst.

Was ich sagen möchte: Wir haben ein unheimlich leuchtendes, reines, perfektes Bild von „ausgebildeten Fachpersonen“. Wir denken, die haben jahrelang studiert, wissen alles über alle psychischen Störungen, bilden sich regelmäßig fort und jede ihrer Diagnosen ist gerechtfertigt.

Nur so ist es leider nicht.

Es gibt keine genauen Zahlen, aber in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung wird zum Beispiel von einer Rate an Fehldiagnosen zwischen 20 und 40 Prozent ausgegangen.

Warum? Zum einen sind viele Symptome – auch in Kombination – nicht eindeutig, zum anderen sind psychische Diagnosen IMMER subjektiv, auch von einer noch so gut ausgebildeten Fachkraft. Es gibt schlichtweg für (die meisten) psychischen Probleme keine Biomarker, also Blut- oder Gewebemerkmale, anhand derer man die Erkrankung einwandfrei bestimmen könnte.

Psychische Diagnosen erfolgen immer anhand von Fragebögen, Gesprächen, Beobachtungen. Sie sind immer beeinflusst vom Verständnis des Fragebogens, vom Zustand der Beteiligten während eines Gesprächs oder einer Beobachtung, sie hängen ab von der Fähigkeit, sich auszudrücken, sich zu reflektieren, etwas von sich zu berichten. Und sie hängen von der Erfahrung der Fachperson mit einer speziellen Störung ab.

Eine Praxis oder Klinik, die sich auf Borderline spezialisiert hat, wird immer einen sehr großen Anteil an Borderline-Diagnosen haben, auch, wenn sie vielleicht falsch sind. Nicht aus Böswilligkeit, oder um besonders viele Patient*innen zu haben, sondern schlichtweg, weil die diagnostizierenden Personen im Bereich Borderline die höchste Expertise haben und alles, was nur ansatzweise darauf hindeutet in diese Richtung interpretieren – auch, wenn es vielleicht auch andere Gründe dafür geben könnte. Sie sind in ihrer eigenen Wahrnehmung und Erfahrung gefangen.

Genau so ist es auch mit Psychiater*innen und Psycholog*innen mit anderen Schwerpunkten.

Überhaupt: Es ist erst seit 2013 – also seit gerade mal knapp 10 Jahren! – überhaupt möglich, Autismus und ADHS zusammen zu diagnostizieren, davor war der offizielle psychiatrische Standard: Es ist entweder das eine ODER das andere. Heute wissen wir, dass zwischen 50 und 80 % (ja nach Quelle) der Autist*innen auch ADHS haben und andersrum.

Oder das Thema Autismus und ADHS bei nicht-weißen und/oder nicht-männlich gelesenen Personen. Bis heute sind beide Neurodivergenzen in BI_PoC unterdiagnostiziert, ebenso in Kindern (und Erwachsenen), die nicht als männlich wahrgenommen werden (das betrifft explizit nicht nur cis Frauen!).

Genauso gibt es heute noch – auch junge – psychologische Fachpersonen, die noch von Asperger-Autismus oder von hochfunktionalem Autismus sprechen! Oder Diagnosekriterien, die nach wie vor eigentlich nur die Außensicht im Blick haben, die Störung, die das Individuum verursacht – so wie Therapien BIS HEUTE darauf basieren, dass neurodivergente Menschen sich eben anpassen sollen.

Das ALLES kommt von ausgebildetem, studiertem, geschulten Fachpersonal! Von den Menschen, die angeblich die einzig wahre Kompetenz besitzen sollen, um festzustellen, ob ich neurodivergent bin und wenn ja, welche Neurodivergenz es denn bitte ist.

Ganz ehrlich: Ich kann offizielle Diagnosen nicht als gesicherter betrachten als eine Selbstdiagnose.

Ja, natürlich sind Selbstdiagnosen subjektiv. Das sind Diagnosen durch Fachpersonen aber auch – ob wir das wahrhaben wollen oder nicht!

Viele neurodivergente Menschen sind unheimlich selbstreflektiert, recherchieren jahre(!)lang, beschäftigen sich mit Alternativen, probieren aus, hinterfragen und analysieren – und das in einem Ausmaß, dass keine offizielle Diagnose leisten könnte.

Ich wäre daher sehr dafür, dass wir darüber diskutieren, was alles zu einer Diagnose gehören sollte, als darüber, ob man das selbst machen kann, oder dafür eine studierte Person braucht.

Das studierte Fachpersonal sollte ein Lotse sein, der uns auf unserem Diagnoseweg begleitet, uns wo nötig anleitet und unterstützt, das hinterfragt, was wir vielleicht übersehen oder nicht hinterfragen können und uns zu einer Selbsterkenntnis über unsere Neurodivergenz führen – und nicht der Richter darüber sein, ob wir uns autistisch nennen dürfen oder nicht.

Ich pfeife auf offizielle Diagnosen!

Und können wir jetzt vielleicht darüber reden, was für uns zu einer Diagnose gehören würde? Unabhänging davon, wer diese Diagnose am Ende erstellt!

Unser Ziel sollte nämlich sein, dass neurodivergente Menschen früher herausfinden, DASS sie neurodivergent sind und wie sie damit ihr Leben führen können – darum geht es nämlich.

Der Tag, als ich mein Spezialinteresse verlor

Der Tag, als ich mein Spezialinteresse verlor

13. Oktober 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Vor vielen, vielen, vielen Jahren war mein Spezialinteresse PHP, eine Skriptsprache, mit der sich viele Online-Anwendungen realisieren lassen. Nicht, dass ich damals schon wusste, was ein Spezialinteresse ist, aber rückblickend, war es definitiv genau das.

Ich hatte 2001 mit PHP angefangen, mich sofort darin vertieft und alles darüber gelernt und ausprobiert, was mir irgendwie in den Sinn kam. Nach kurzer Zeit schrieb ich ein Tutorial dazu – eigentlich nur, um einem Freund PHP zeigen und erklären zu können – und es entwickelte sich zu einer Anlaufstelle für all jene Menschen, die mit den üblichen Programmier-Tutorials nicht zurechtkamen.

In den folgenden Jahren programmierte ich viel für mich selbst, aber auch für andere. Ich liebte die Herausforderung, die Probleme und die Wege zu einer Lösung. Ich liebte die Art zu denken und was mein Gehirn damit machte. Ich suchte mir immer neue Aufgaben, experimentierte mit Dingen, die so gut wie gar nicht dokumentiert waren und probierte einfach herum, bis etwas für mich funktionierte.

PHP war für mich ein ganz großer, wichtiger Teil meines Lebens, ja meiner Identität. Wenn ich mich damit beschäftigte, schien alles zu glitzern und zu funkeln, in meinem Kopf leuchteten die Verbindungen auf, lockten mich, führten mich. Alles war fließend und wunderschön…

… und dann kam ein Tag, an dem alles verschwand.

Ich steckte in einem größeren Projekt, eine Internetseite mit stark personalisiertem Content Management System, hatte viele tolle Ideen, die ich noch einbringen wollte, spannende Überlegungen… und plötzlich verstand ich nichts mehr. Nicht meine eigenen Gedanken, nicht meine Pläne, nichts von dem bereits geschriebenen Code.

Da stand etwas, ja, ich konnte es auch lesen, aber ich verstand nicht mehr, was es tun würde. Ich verstand nicht mehr, was ich davor oder danach oder drumherum brauchte, um etwas damit zu erreichen. Ich verstand nicht mehr, was ich tun musste, um ganz simple Dinge, die ich schon hunderte Mal gemacht hatte, wieder zu machen.

Mein Kopf fühlte sich gleichzeitig komplett leer und übervoll an, alle Verbindungen, die darin immer vorhanden waren und die so wunderschön und verlockend geglitzert hatten, waren abgerissen, nichts leuchtete mehr und diese dunkle Leere schien mich zu verschlucken, während all die kaputten Fetzen mich erdrückten.

Ich quälte mich durch das Projekt – es musste ja fertig werden -, behalf mir mit Copy&Paste und ein paar ziemlich unsauberen Stellen, die meinem Verständnis von mir selbst und meiner Arbeit sehr, sehr zuwider liefen. Gleichzeitig war mir aber klar: Es ging nicht anders.

Jedes Mal, wenn ich versuchte, auch nur aus den Augenwinkeln auf mein ehemals glitzerndes Netz zu schauen, bekam ich Kopfschmerzen, alles schien sich zusammenzuziehen, wie in einem Krampf, jeder Gedanke an Code, Funktionen, Aufgaben, Lösungen war wie ein Schlag ins Gesicht.

Das Projekt habe ich noch abgeschlossen, aber danach hieß es, damit klarzukommen, dass ich einen Teil von mir selbst verloren hatte. Ich liebte coden! Ich liebte diese Denkweise! Ich sehnte mich danach. Aber sie gehörte nicht mehr zu mir….

Ich erinnere mich nicht mehr an die Zeit danach, sie ist für mich wie gelöscht. Meine einzige Erinnerung ist die daran, dass jede Bitte um Wartung einer Internetseite, die ich entwickelt hatte, mich in ein dunkles Loch schleuderte, ich total verzweifelt war und diese Barriere, die da in meinem Kopf war, mich unendlich quälte.

Es waren zum Glück immer nur Kleinigkeiten, die sich dann am Ende doch lösen ließen – mit einem absolut nicht gerechtfertigten Aufwand, aber irgendwie bekam ich sie hin; und war unendlich froh, als die Anfragen immer seltener wurden.

Ich kann bis heute nicht mehr wirklich programmieren. Manchmal versuche ich es noch, sehe eine spannende Aufgabenstellung, mit der ich mich beschäftigen möchte und hin und wieder ist dann für einen Moment sogar wieder das Spielerische, Faszinierende da. Das glitzernde, funkelnde, fließende Netzwerk ist aber nie wieder zurückgekommen und Anfragen zum Thema PHP führen immer noch zu Angst vor der großen, dunklen, alles lähmenden Klammer in meinem Kopf.

Ich weiß bis heute nicht, was da passiert ist, neige aber inzwischen dazu, es als Form eines autistischen Burnouts zu verstehen. Ich weiß nicht, was dazu geführt hat, erinnere mich nur an viel Stress und Druck und Angst und Hilflosigkeit – die meisten Erinnerungen an diese Zeit sind aber einfach weg.

Es fehlt mir immer noch hin und wieder: Das Programmieren, dieser Teil von mir, das wunderschöne Netzwerk, das in meinem Kopf glitzerte, die Zufriedenheit, wenn ich ein Problem lösen konnte, diese Klarheit, die im Code lag… Es war wunderschön.

ADHS und Herausforderungen als Motivation

ADHS und Herausforderungen als Motivation

26. August 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Mein Fitnesstracker sagt: „8.607 von 1.000 Schritten – Tagesziel übertroffen!“ Er lobt mich auch dafür, dass ich seit 287 Tagen mein Schrittziel erreiche. Mein Schrittziel von 1.000 Schritten. Eintausend. Nicht die üblichen Zehntausend.

Ich liebe Herausforderungen und als ich das erste Mal einen Fitnesstracker hatte, war die Vorgabe von 10.000 Schritte für mich hoch motivierend. Ich wollte unbedingt diese 10.000 Schritte laufen, wollte mein Schrittziel erfüllen und das jeden Tag. Ich weiß noch, wie ich auf dem Parkplatz des Supermarktes auf und ab gelaufen bin, um nur ja auf meine 10.000 Schritte kommen – und noch mehr erinnere ich mich daran, wie gestresst ich war, wann immer ich nicht einmal in die Nähe dieser 10.000 Schritte kam.

Nach wenigen Tagen schon war die Menge der Schritte keine Motivation mehr für mich, sondern eine ewige Drohkulisse: „Wenn du es nicht schaffst, 10.000 Schritte zu machen, dann verlierst du deine Siegessträhne!“ Ich war gestresst, habe mit mir selbst verhandelt, wie schlimm es ist, diese Siegessträhne zu verlieren, mich dazu gezwungen, doch noch eine Runde zu drehen, obwohl ich überhaupt nicht wollte, nur, damit der Schrittzähler zufrieden war. Ging es mir nicht gut und konnte ich mich kaum bewegen, drehten sich meine Gedanken den ganzen Tag darum, wie sich das auf meinen Fitnesstracker auswirken würde und ich war noch verzweifelter als sowieso schon.

Nach einer Weile habe ich schließlich die Schrittanzahl reduziert, zwischendurch sogar bis auf 500, bis ich sie dann irgendwann auf 1.000 gestellt habe. 1.000 Schritte, das schaffe ich jeden Tag, meistens sogar noch am Vormittag und auch an den Tagen, an denen es mir nicht gut geht und an denen ich mich eigentlich nur vom Bett auf die Couch und von der Couch ins Badezimmer und zurück schleppe. 1.000 Schritte, das ist einfach und… es ist keine Herausforderung.

Für die meisten Menschen ist das absurd, denn genau diese Herausforderung ist ja das, weswegen man überhaupt einen Schrittzähler verwendet. Es ist das, was einen dazu motiviert, mehr Schritte zu machen. Dass man abends erschrocken feststellt, dass das Schrittziel ja noch gar nicht erreicht ist und dann noch rasch ein paar Schritte macht, damit der Schrittzähler zufrieden ist – und man selbst auch, denn man hat sein Tagesziel erfüllt -, das ist durchaus so beabsichtigt.

Natürlich ist das großartig. Die 10.000 Schritte sind voll, man hat sich bewegt und das Ziel erreicht, nur… ist das wirklich die Form von Motivation, die gut für uns ist?

Ein hoch gestecktes Ziel, das schwierig zu erreichen ist, ist keine positive Motivation, sondern verursacht in erster Linie Druck und Stress, oft auch noch kombiniert mit Versagensangst.

Fitnesstracker sind dafür ausgelegt, dieses Versagen zu dokumentieren, dir mitzuteilen, dass du am Sonntag aber nicht besonders fleißig warst oder am Mittwoch dein Schrittziel nicht erreicht hast. Du warst nicht gut genug – und sogar deine Elektronik weiß es und teilt dir das mit. Das soll dich dazu motivieren, dich mehr zu bemühen. Vielleicht wirst du dadurch sonntags eine Extrarunde drehen, um damit den Schrittzähler davon zu überzeugen, dass du doch fleißig bist – und vielleicht überzeugst du ja auch dich, dass du sehr wohl gut genug, fleißig genug, fit genug bist, wenn es sogar dein Fitnessarmband sagt.

Vielleicht geht dir das alles aber auch so auf die Nerven, dass du den Schrittzähler immer seltener tragen und ihn schließlich in einer Schublade „vergessen“ wirst, weil du dich einfach nicht länger von einem Gegenstand stressen lassen möchtest und du bist damit nicht allein: Statistisch gesehen lässt die Anfangsmotivation schon nach etwa fünf Wochen nach und nach drei bis sechs Monaten haben die meisten endgültig genug vom Fitnesstracker und er landet – genau – in der Schublade.

Ich glaube, das ist bei vielen Dingen so, die man nutzt, um sich zu verbessern. Am Anfang ist man hochmotiviert, will am liebsten die Anforderungen einer ganzen Woche an nur einem Tag erledigen, brennt geradezu danach, etwas zu tun, vielleicht eine Belohnung in Form eines Badges oder eines Lobs der App zu bekommen oder auch nur sich selbst auf die Schulter klopfen zu können und zu sagen: „Gut gemacht! Du hast dein Ziel erreicht! Du warst fleißig!“

Nach einer Weile stellt man jedoch fest, dass diese ganzen schönen Anforderungen doch zu viel sind. Sie passen irgendwie nicht in den Alltag, überfordern uns, bringen uns dazu, unsere Grenzen und unsere Leistungsfähigkeit zu ignorieren. Dir geht es heute nicht gut? Tja, Pech. Du musst deine 10.000 Schritte vollbekommen!

Vielleicht zwingst du dich dann dazu, hast keinen Spaß dabei, aber – puh – wenigstens hast du dein Ziel erreicht, warst willensstark und diszipliniert! Wie toll! Oder?

Vielleicht stellst du aber auch fest, dass dieses „sich selbst zwingen“ für dich nicht funktioniert und genau das Gegenteil bewirkt und verlierst mehr und mehr die Lust daran, auch nur zu versuchen, dieses Ziel weiterhin zu erreichen.

Dann bemüht man sich noch eine Weile, sie dennoch zu erfüllen – schließlich hat man ja einen Grund dafür -, bis man es entweder immer häufiger nicht schafft und deswegen frustriert ist und sich Selbstvorwürfe macht oder es gelingt einem, einen klaren Schlussstrich zu ziehen und bewusst damit aufzuhören.

Mir ging das mit den 10.000 Schritten genauso. Am Anfang wäre ich am liebsten 15.000 gelaufen oder noch mehr. Ich liebte die Schrittanzeige, liebte es, mich selbst immer wieder zu übertreffen und mir zu beweisen, dass ich mehr und immer noch mehr leisten konnte.

Dann wurde es immer schwieriger, die 10.000 wirklich jeden Tag zu schaffen. Ich drehte die oben erwähnten Parkplatz-Runden – nicht aus Freude an der Bewegung oder wegen der tollen Kulisse, sondern nur aus dem Grund, dass ich wie besessen davon war, dieses Schrittziel zu erreichen.

Dann folgte der erste Tag, an dem es nicht klappte und ich war verzweifelt, schämte mich und ärgerte mich über mich. Ich nahm mir fest vor, dass es eine Ausnahme zu bleiben hatte, dass ich am nächsten Tag wieder 10.000 Schritte gehen würde – oder noch mehr, denn ich hatte die besten Absichten! Trotzdem funktionierte es bald schon wieder nicht und ich ärgerte mich noch mehr und schließlich wollte ich die Smartwatch – diese Zeugin meines Versagens – gar nicht mehr so recht tragen. Trug ich sie doch, machte ich mir automatisch Stress.

Geholfen hat mir schließlich die Reduktion der Schritte.

Im Durchschnitt komme ich auf etwa 6.000 bis 7.000 Schritte pro Tag. Da sind Tage mit 2.000 Schritten ebenso dabei wie solche mit 15.000 oder mehr Schritten. Je nachdem, wie es halt gerade passt, worauf ich Lust habe, was mein Körper zu leisten in der Lage ist, wie ich Zeit habe und was ich so unternehme.

Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass ich ganz offensichtlich nicht auf die magischen 10.000 Schritte am Tag komme und mutmaßen, dass das an der fehlenden Motivation liegt, der Punkt ist aber: Diese Form von „Motivation“ war für mich das genaue Gegenteil.

Zu wissen, dass mich 10.000 Schritte pro Tag regelmäßig überfordern und ich dann jedes Mal von mir selbst enttäuscht bin, hat mich massiv demotiviert. Meine 1.000 Schritte sind vielleicht keine Motivation zu mehr Schritten, aber sie sind vor allem auch keine Demotivation, die mich Tag für Tag frustriert, mein Selbstwertgefühl schmälert und mich gänzlich davon abbringt, mich mehr als notwendig zu bewegen.

Es heißt immer, Menschen mit ADHS werden durch Herausforderung motiviert und ich würde das sofort unterschreiben. Was aber oft unterschlagen wird: Wir werden genauso leicht durch etwas (auch nur scheinbar) Unerreichbares demotiviert!

Wir müssen Herausforderungen finden, die für uns machbar sind – es reicht noch nicht einmal, uns zu sagen, dass wir doch nur daran glauben müssen, dass wir es könnten, denn so ein ADHS-Kopf lässt sich nicht so einfach austricksen. Er weiß genau, was er selbst für machbar hält und was wir ihm nur einreden wollen und etwas, das nur eingeredet war, motiviert ihn einfach mal überhaupt nicht.  Im Gegenteil: Er liebt es, dann zu beweisen, dass er von Anfang an recht hatte und es eben nicht möglich war. (Ja, ich finde meine ADHS etwas rechthaberisch.)

Wenn wir etwas als nicht erreichbar betrachten – ob aus Erfahrung oder aus Sturheit -, dann motiviert es uns nicht, sondern demotiviert uns. Es bringt uns nicht dazu, etwas zu versuchen und uns zu bemühen, sondern eher dazu, trotzig in der Ecke zu sitzen und notfalls die Beweise zu vernichten; z.B. die Uhr in der Schublade zu „verlieren“.

Herausforderung ist etwas Wunderbares – gerade für Menschen mit ADHS. Wir müssen allerdings akzeptieren, dass das, was unsere ADHS als Herausforderung betrachtet nicht unbedingt mit dem übereinstimmt, von dem wir gerne hätten, dass es als Herausforderung betrachtet wird und wir müssen lernen, für uns passende Herausforderungen zu finden, die dann auch wirklich funktionieren.

Sind meine 1.000 Schritte eine Herausforderung? Nein. Aber meine Motivation, spazieren zu gehen und damit Schritte zurückzulegen, liegt auch nicht in einer Herausforderung oder der Anzahl, sondern darin, dass ich Spaß am Spazierengehen an sich habe, dass ich die Natur beobachten kann, dass ich verschiedene Untergründe fühle, Wind auf meiner Haut, Sonnenschein…

Herausforderungen sind eine tolle Motivation – aber nicht immer die Richtige und schon gar nicht die Einzige.

Wie fühlt sich (meine) Neurodivergenz an?

Wie fühlt sich (meine) Neurodivergenz an?

21. August 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Vieles an meiner Neurodivergenz wird erst dadurch zu einer Auffälligkeit, dass ich in einer nach neurotypischen Bedürfnissen und Vorlieben gestalteten Welt lebe – jedoch wäre ich auch in einer Welt, die auf meine Bedürfnisse ausgelegt wäre, zumindest autistisch und hätte ADHS. Bei der Frage, wie sich Neurodivergenz anfühlt, geht es meiner Meinung nach also nicht darum, wie ich mich in dieser Welt fühle, sondern wie sich meine Neurodivergenz unabhängig davon anfühlt.

Disclaimer: Das hier ist meine persönliche Wahrnehmung und basiert auf meinem persönlichen Neurodivergenzprofil und es ist lediglich der Versuch einer Darstellung – sie mag Ähnlichkeiten zu anderen aufweisen, lässt sich jedoch nicht (oder maximal teilweise) auf andere neurodivergente Menschen übertragen.

Mein Ich

Ich empfinde mich nicht als Einheit, sondern unterscheide stark zwischen „mir“, meinem Kopf und meinem Körper – gerne auch noch zusätzlich in verschiedene Körperteile, wenn sie meiner Meinung nach besondere Bedürfnisse haben, oder „Probleme bereiten“ (also zum Beispiel wehtun). Ist das eigentliche „Ich“ dann meine Seele oder vielleicht eher eine übergeordnete Instanz? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Ich unterscheide nicht immer zwischen meinen verschiedenen „Teilen“ und meistens, wenn ich von mir rede, ist „ich“ einfach ich. Sobald ich aber genauer über etwas nachdenke, ist mir sehr bewusst, dass es eben nicht nur eine Gesamtheit von mir gibt, sondern einzelne Teile von mir unterschiedliche Bedürfnisse haben – zum Beispiel, wenn der Kopf gerne noch etwas unternehmen würde, der Körper aber zu müde dafür ist.

Ich spreche auch gerne mal in der dritten Person von mir oder adressiere mich als „jemand“ – normalerweise meine ich damit mich als Gesamtheit und es passiert vor allem dann, wenn ich von mir selbst amüsiert bin und mich ein wenig albern fühle.

Ich bin äußerst selbstreflektiert und hinterfrage mein Empfinden, Denken, Handeln, meine Reaktionen und meine Wahrnehmung (und die Gründe dafür) quasi ständig und verbringe viel Zeit damit mich zu analysieren, zu verstehen und zu erklären.

Mein Denken

Mein Kopf ist eigentlich ständig aktiv und so etwas wie Ruhe kennt er nicht. Es gibt kaum einen Moment, in dem ich nicht denke und schon kleinste Wahrnehmungen oder Reize führen zu neuen Gedanken. Das trägt dazu bei, dass ich oft Dinge vergesse oder mitten in einem Gedanken nicht mehr weiß, worüber ich gerade nachgedacht habe: Ein anderer Gedanke hat sich in diesem Moment in den Vordergrund gedrängt.

Grundsätzlich ist mein Denken sehr vernetzt – ich beschreibe es in erster Linie als Baum mit vielen Zweigen und Blättern, die sich gegenseitig berühren und funkeln, wenn sie einen Gedanken teilen. Manchmal aber auch als Netz, wie das einer Spinne, bei dem ein leises Zupfen an einem Faden ausreicht, um über das gesamte Netz weitergeleitet zu werden.

Viele meiner Gedankengänge laufen unbewusst ab und kommen nur an die Oberfläche, wenn sie eine bewusste Überlegung benötigen oder ich genügend Leerlauf (also eine Abwesenheit von zusätzlichen Reizen) habe. Leerlauf ist für mich sehr wichtig, denn wenn mein Gehirn ständig von neuen Reizen bombardiert wird und ich sie nicht mehr schnell genug verarbeiten kann, überreize ich und lande in einem Overload.

Mein Denken ist sehr schnell und ich erfasse Zusammenhänge meistens in kürzester Zeit und in erstaunlicher Tiefe – oft traue ich meinem schnellen Denken aber nicht über den Weg (weil ich zu oft gehört habe, dass ich „zu schnell“ denke und daher nicht ausreichend „sorgfältig“ sei) und durchdenke Dinge mehrmals und extra langsam, um mir nur ja sicher zu sein.

Ich denke in einer Mischung aus Bildern und (hauptsächlich tonlosen) Szenen, Gefühlen und Verbindungen. Allerdings bin ich es so gewohnt, diese Bilder für andere Menschen zugänglich zu machen, dass ein Teil meines Denkens mittlerweile aus Sätzen und Satzfetzen besteht, die quasi eine Übersetzung meiner Gedanken darstellen.

Mein Orientierungssinn ist ziemlich gut und ich verlaufe mich in fremden Städten selten (mit Handy ja sowieso nicht, aber auch ohne Karte komme ich sehr schnell gut zurecht). Dabei speichere ich einzelne Abschnitte als dreidimensionale Karte in meinem Kopf und orientiere mich dann an bereits bekannten Punkten – das führt allerdings dazu, dass ich für längere Strecken erst mal ALLE relevanten Abschnitte durchgehen muss, um die passenden Verbindungspunkte zu finden.

Unklare Aussagen oder (für mich) nicht sinnvoll erklärbare Handlungen sind für mich Stolpersteine und können mich stundenlang außer Gefecht setzen, weil ich verzweifelt versuche, eine für mich logische Erklärung dafür zu finden – was nicht immer klappt.

Meine Wahrnehmung

Ich nehme oft Muster, kleine Details und Veränderungen wahr – allerdings in erster Linie an meiner Umgebung, Gebäuden, der Natur, Pflanzen oder Objekten. An Menschen fallen mir Veränderungen selten auf und es ist besser, von mir keinen Kommentar zu einer neuen Frisur oder Brille zu erwarten – oder auch nur überhaupt zu erwarten, dass ich dich erkenne, denn ohne den passenden Kontext erkenne ich Menschen oft überhaupt nicht. Ich kann auch bei Menschen, die ich schon oft gesehen habe, nicht sagen, welche Augenfarbe sie haben oder sie sonst irgendwie beschreiben. Haarfarbe und vielleicht noch Haarlänge – mehr ist da selten abgespeichert. Wenn aber in der Straße ein Haus neu gestrichen wurde oder wo ein neues Plakat hängt: Das erkenne ich sofort.

Ich höre oft Geräusche, die andere nicht wahrnehmen – nicht, weil sie nicht vorhanden wären, sondern weil sie für sie zum ausgefilterten Hintergrundrauschen gehören. Es ist mir zum Beispiel sehr bewusst, dass es in der Wohnung nie wirklich still ist, weil der Kühlschrank läuft, Lichter Geräusche machen oder der Verkehr auf der anderen Hausseite zu hören ist. Ich kann aber meistens bekannte Geräusche (sofern sie zu einem gewohnten Zeitpunkt vorhanden sind) auch so weit ausblenden, dass sie mich nicht beeinflussen.

Ich nehme Bewegungen jeder Art sehr bewusst wahr, was dazu führt, dass mich Lichtreflexionen oder wehende Dinge ganz schön ablenken können. Wenn ich mit etwas beschäftigt bin und jemand in meiner Umgebung bewegt sich (und macht vielleicht auch noch zusätzlich Geräusche), komme ich aus dem Konzept und werde unruhig und kann mich nicht mehr konzentrieren.

Mir wird sehr leicht schwindelig und ich hasse Höhen, alles was schnell bergab geht oder sich dreht – neige aber dazu mich zur Selbststimulation auf einem Sessel zu drehen. Und ja, davon wird mir auch schwindelig.

Ich reagiere empfindlich auf Geschmack und vor allem Konsistenz von Nahrungsmitteln. Ich mag zwar gerne viele verschiedene Geschmäcker und Konsistenzen gleichzeitig, wenn sie aber anders sind, als sie sein sollten – oder als ich sie erwarte – fühle ich mich unbehaglich. Vor Molekularküche gruselt es mich daher etwas. Ich probiere an manchen Tagen gerne Neues aus, an anderen geht es wiederum überhaupt nicht, weil ich schon den Gedanken an einen unerwarteten Geschmack oder eine unangenehme Konsistenz nicht ertragen kann. Ich habe deswegen für fast jedes Nahrungsmittel eine Lieblingsmarke und bin sehr gestresst, wenn diese Marke nicht vorhanden ist oder – das Allerschlimmste – die Rezeptur verändert wird.

Gerüche nehme ich je nach Zyklusphase unterschiedlich stark wahr und gegen Zyklusende werde ich sehr empfindlich und finde Deos, verdorbene Lebensmittel und Müll nahezu unerträglich. Ungewohnte Gerüche finde ich oft anstrengend und ich bin sehr pingelig darin, welche Gerüche ich an mich ranlasse: Seifen, Shampoos, Waschmittel – das muss alles lange ausgetestet werden, bis ich das für mich passende finde. Habe ich es aber erstmal, möchte ich es nie wieder wechseln und hasse es, wenn „mein“ Produkt verändert oder aus dem Sortiment genommen wird.

Berührungen von fremden Menschen sind sehr unangenehm für mich; bei entsprechender emotionaler Nähe zu der Person, werde ich aber sehr gerne berührt. Ich mag Umarmungen und – ausreichende emotionale Nähe vorausgesetzt – sanftes, langsames Streicheln.

Etiketten in Klamotten sind furchtbar für mich, weil ich sie als ständiges Kratzen wahrnehme, das bei längerem Tragen auch noch immer schlimmer wird. Auch Wolle kratzt mich oft und ich bestehe auf (geruchslosen) Weichspüler beim Wäsche waschen, weil ich sie sonst als kratzig wahrnehme. Ich trage nicht gerne Socken oder enge Kleidungsstücke, laufe am liebsten barfuß herum und bestehe auf regelmäßig gekehrte oder gestaubsaugte Böden, weil mich die Staubkörner am Boden ganz gewaltig stören.

Overloads

Overloads entstehen bei mir vor allem durch zu viele Reize, dabei kann ich am schlechtesten mit Lärm umgehen, wobei das Hauptproblem weniger die eigentliche Lautstärke ist, sondern eher die Kontrollierbarkeit, die Komplexität und die „Unangenehmheit“ des Geräusches. So sind Konzerte für mich meistens okay, aber ich hasse Staubsauger, Baulärm (außer ich verursache ihn selbst), Verkehrslärm und vor allem Sirenen. Mein zweitgrößtes Problem ist sichtbare Bewegung und Menschenmengen werden dadurch für mich zu einer Qual: Sie verursachen nicht nur Bewegung, sondern auch noch unkontrollierbare, komplexe Geräusche und ich muss zusätzlich versuchen, eventuellen Berührungen zu entgehen.

Bin ich mehr Reizen, als ich gerade ertragen kann, ausgesetzt, werde ich immer unruhiger und unausgeglichener, und jeder zusätzliche Reiz – selbst, wenn er an sich eigentlich überhaupt nicht schlimm wäre – lädt diese Unausgeglichenheit weiter auf. Ich werde dann ärgerlich, wenn jemand mit mir spricht oder etwas von mir möchte oder halte mir bei zusätzlichen Geräuschen zum Beispiel die Ohren zu. Hören die Reize nicht auf, fühle ich mich, als würde mein innerer Halt auseinanderbrechen und ich würde einfach von Unangenehmem überschwemmt werden. Ich will dann auf gar keinen Fall berührt werden, am liebsten nichts sehen und hören und einfach meine Ruhe habe, bis ich mich wieder beruhigt habe.

Mein Empfinden

Ich habe sehr ausgeprägte Gefühle und erlebe sie sehr, sehr stark und körperlich. Glück oder Freude fühlen sich zum Beispiel an, als würde ich mit meinem Kopf inmitten eines Regenbogens stecken, in meiner Brust ein kleines, ploppiges Konfetti-Feuerwerk gezündet werden und meine Haut prickelt wie an einem heißen Sommertag. Trauer legt sich wie eine schwere Last auf meine Schultern und ich fühle mich, als würde ich durch einen tiefen Sumpf waten und immer weiter hinabgezogen werden – jedes Gelenk tut mir dann weh und ich verliere rasend schnell meine Energie.

Es fällt mir leicht, meine Gefühle zu erkennen und in Worte zu fassen – das liegt aber in erster Linie an viel, viel Übung, sowohl im Beschreiben von mir selbst, meinen Gedanken und Gefühlen, als auch im Identifizieren der Gefühle. Ich verfolge sie oft zu ihrem Ursprung zurück und kann sie dann besser erklären.

Meine Gefühle können sehr schnell wechseln und Kleinigkeiten belasten mich oft stark – vor allem, wenn es sehr viele negative Kleinigkeiten in kurzer Zeit sind. Genauso reagiere ich aber auch sehr stark auf positive Kleinigkeiten und kann mich stundenlang über etwas Winziges freuen – vorausgesetzt, ich habe es selbst erlebt oder entdeckt.

Wenn ich mich freue, möchte ich es am liebsten allen sagen – fühle mich deswegen aber oft nervig und lasse es dann lieber sein -, wenn ich traurig bin, bleibe ich lieber für mich und möchte mit niemandem reden. Wenn ich wütend bin, fühle ich mich oft hilflos und werde leicht unfair.

Ich bin unheimlich neugierig und interessiert und kann mich selbst für Themen, die mich eigentlich nicht interessieren, begeistern, wenn sie mit Leidenschaft erzählt werden – gleichzeitig bin ich aber oft zu ängstlich und unsicher, um etwas zu fragen und mein Interesse zu zeigen und halte mich grundsätzlich stark zurück.

Langeweile kenne ich eigentlich nicht, denn es gibt immer irgendetwas, das ich gerade spannend finde und worüber ich mehr wissen möchte, was ich ausprobieren will oder worüber ich nachdenken kann. Mein Energielevel ist das, was mich häufig ausbremst.

Ich fühle mich oft innerlich sehr angespannt, weil sich zum Beispiel irgendetwas gerade „falsch“ für mich anfühlt oder wenn ich das, was ich gerade ausdrücken möchte, nicht ausdrücken kann – oder zu langsam rede oder schreibe. Diese Anspannung ist körperlich schmerzhaft und kann bis zu einem Overload führen.

Meine Interessen

Ich interessiere mich leicht für alles, was bunt ist, leuchtet oder glitzert, was mit EDV oder Nahrung oder menschlichem Verhalten zu tun hat, für Natur und Säugetiere und Sprachen und für Dinge, die ich mit meinen Händen tun kann.

Meine Interessen wechseln oft sehr schnell und ich kann im Vorhinein selten sagen, was mich als nächstes begeistern wird – oder wie lange das anhalten wird. Manchmal finde ich auch etwas zwar spannend, halte mich aber bewusst zurück, weil es zu umständlich, aufwändig oder teuer wäre, dem Interesse tatsächlich nachzugehen.

Wenn ich ein Interesse gefunden habe, „verliere“ ich mich extrem darin, suche Infos zu allen möglichen (unwichtigen) Details, habe viele, viele Ideen dazu und will alles Mögliche ausprobieren. Ich habe dann das extrem starke Bedürfnis, den Großteil meiner Zeit damit zu verbringen, und reagiere ungehalten, wenn ich das nicht kann. Wenn ich es aber kann, fühle ich mich sehr ruhig und entspannt und in mir selbst ruhend – ein eher seltener Zustand außerhalb meiner Interessen.

Die „Obergruppen“ meiner Interessen bleiben langfristig bestehen, allerdings ändert sich häufig die exakte Ausprägung – so liebe ich zum Beispiel seit Ewigkeiten alles, was mit Nahrung zu tun hat, zurzeit ist der Schwerpunkt aber bei Bubble Tea, während er vor ein paar Monaten noch bei französischer Patisserie lag. Diese Schwerpunkte kommen und gehen, manche verschwinden schlagartig, andere werden einfach durch andere ersetzt und manche beende ich ganz bewusst, wenn ich merke, dass sie mir nicht gut tun.

Meine Einstellungen

Ich neige dazu, Menschen und Themen als entweder „gut“ oder „schlecht“ einzustufen und finde die Tatsache, dass sowohl Menschen, als auch Themen durchaus beides gleichzeitig – und noch vieles dazwischen – sein können, sehr schwierig zu begreifen und zu ertragen. Eine einmal getroffene, negative Einstufung wieder zu revidieren, fällt mir nicht leicht und dauert oft sehr, sehr lange – genauso andersrum: Ich suche lange Zeit nach „Entschuldigungen“ für schlechtes Verhalten von Menschen, die ich als positiv eingestuft habe oder für negative Auswirkungen von „guten“ Themen.

Mein Gerechtigkeitssinn ist stark ausgeprägt und ich hadere sehr damit, wenn eine Ungerechtigkeit dennoch rechtlich korrekt ist – auch, wenn ich verstehe, dass Recht nicht jeden Einzelfall abdecken kann.

Wenn ich von etwas fest überzeugt bin, ist es für mich schwierig zu verstehen, dass andere Menschen das anders sehen (können) und ich bin dann oft erstmal empört und verwirrt und will eigentlich gar nichts mit diesen Menschen zu tun haben.

Ich glaube daran, dass Menschen Gründe für ihr Tun und Denken haben und bin bereit, ihnen vieles nachzusehen. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass sie diese Gründe reflektieren und an sich arbeiten sollten und kein Recht darauf haben, andere schlecht zu behandeln oder abzuwerten – schon gar nicht wenn diese Gründe nur dafür erfunden wurden, um sich selbst eine (scheinbare) Legitimation für dieses Verhalten zu erschaffen!

Es fällt mir sehr schwer, mir ein Urteil von einer Situation zu bilden, wenn ich nicht alle Seiten und Details kenne. Bei Themen oder Menschen die mir wichtig sind, neige ich aber – wie alle Menschen – dazu, „meiner“ Seite einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Mein Handeln

Ich bin sehr hartnäckig und ausdauernd, wenn ich etwas umsetzen möchte und lasse mich zwar von Fehlschlägen kurzfristig aus dem Konzept bringen und frustrieren, nehme aber meistens nach einer Pause einen neuen Anlauf – und dann noch einen, bis es doch noch funktioniert. Aufgeben liegt mir nicht.

Wenn ein Thema oder eine Tätigkeit mich anspricht oder mir wichtig ist, bin ich extrem geduldig und kann in aller Ruhe auch langwierige oder eintönige Arbeiten erledigen und fühle mich dabei sogar entspannt. Diese Geduld lässt sich auch bewusst abrufen, kostet dann aber viel Energie. Ich nutze das häufig, um ruhig und ausführlich Sachverhalte oder Technik erklären zu können – auch mehrfach, wenn es notwendig ist.

Ich sehe sehr oft Verbesserungspotential oder ungenutzte Möglichkeiten – in Menschen, aber noch viel mehr in Dingen, Technik oder Nutzungsmöglichkeiten und -verhalten. Das führt dazu, dass ich häufig etwas erneut ausprobiere oder verbessere – immer und immer wieder, bis ich das Gefühl habe, jetzt die bestmögliche Lösung gefunden zu haben. Zumindest so lange, bis mir wieder etwas auffällt. Das erscheint häufig wie Perfektionismus, aber für mich ist es nur eine logische Nutzung von vorhandenen Möglichkeiten.

Ich kommuniziere deutlich lieber schriftlich als mündlich, was auch daran liegt, dass ich so meine Gedanken leichter für andere „übersetzen“ kann und mehr Kontrolle über die Feinheiten meiner Aussagen habe. Manchmal kann ich auch überhaupt nicht reden – die Worte bleiben dann in meinem Gehirn „stecken“ und ich bekomme sie nicht raus.

Und sonst?

Es fehlt vieles – gefühlt sogar sehr vieles, denn umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir ein, was ich vielleicht auch noch erwähnen könnte oder sollte, was für mich einen Teil meiner Neurodivergenz bedeutet und mich ausmacht.

Liegt alles, was ich hier beschreibe an meiner Neurodivergenz? Ja und nein. Es liegt natürlich vieles an meinen Erfahrungen, meinen Unterhaltungen, meinen Informationen. Gleichzeitig ist aber all das von meiner Neurodivergenz beeinflusst, denn sie formt, wie ich Informationen erhalte, aufnehme und verarbeite.

Ich bin, denke, fühle, verarbeite und handle so, wie ich es tue, weil ich neurodivergent bin.

Das bedeutet nicht, dass du ebenso denken, fühlen, verarbeiten und handeln musst, wenn du neurodivergent bist – oder dass du es eben nicht tust, wenn du neurotypisch bist. Es bedeutet nur, dass ICH so bin, weil ich neurodivergent bin – und ich bin sehr gerne so.

ADHS und Schlaf

ADHS und Schlaf

14. August 2022 Claudia Unkelbach Comments 0 Comment

Schlaf ist für neurodivergenter Menschen oft ein schwieriges Thema – einschlafen, durchschlafen, erholsam schlafen, all das ist nicht gerade einfach mit einem neurodivergenten Kopf.

Erholsam schlafe ich so gut wie nie. Das Konzept von „erholt aufwachen“ ist mir fremd und ich wundere mich regelmäßig darüber, dass es wohl üblich ist, in der Früh tatsächlich erholt zu sein! Es ist dabei vollkommen egal, wie lange ich schlafe, ob 4 Stunden oder 10 Stunden – oder alles dazwischen –, ob ich mich vom Wecker wecken lasse oder von selbst aufwache: Erholt fühle ich mich nicht.

Mein Fitnesstracker sagt dazu, dass ich nachts sehr unruhig und gestresst bin und ja, so fühlt es sich an.

Auch kurze Nickerchen oder Power-Naps funktionieren bei mir nicht. Diese klassischen 15- bis 30-minüten Power-Naps bekomme ich schlichtweg nicht hin. Ich bin dann 15 bis 30 Minuten mit geschlossenen Augen in Alarmbereitschaft, weil ich nur darauf warte, dass die Zeit um ist und ich aufstehen muss! Für ein Nickerchen muss ich die Gewissheit haben, mindestens eine Stunde schlafen zu können. Alles darunter und ich komme nicht aus dem Alarmmodus.

In Wirklichkeit dauern meine Nickerchen dann aber zwei Stunden, weil ich nach einer Stunde zwar vom Wecker geweckt werde, mich aber so erschlagen fühle, dass ich dann noch eine Stunde schlafe, bis ich von selbst aufwache – ohne fit zu sein.

Die Wissenschaft erklärt das damit, dass die ein, zwei Stunden zu lang sind und man in die Tiefschlafphase kommt und ein Nickerchen sich aber nur in der leichten Schlafphase abspielen sollte, um erholsam zu sein.

Ich schätze, ich bin kein Nickerchen-Mensch.

Auch nachts durchschlafen ist ein eher ungewöhnliches Konzept für mich und die paar Nächte im letzten Jahr, die ich durchschlafen konnte, kann ich an einer Hand abzählen. Ich wache jede Nacht vier- bis fünfmal auf – ein Teil davon ist körperlichen Beschwerden geschuldet, ein Teil meinem Kopf, der mich immer wieder mit „tollen Ideen“ aufweckt. ADHS halt. Die Hyperaktivität lässt auch nachts nicht nach und lässt mich nicht so wirklich schlafen – beschert mir aber auch immer wieder spannende Ideen, die ich dann beim wieder Einschlafen prompt vergessen kann. An manche erinnere ich mich aber irgendwann wieder und ja, doch, mein Kopf hat nachts echt gute Ideen!

Das Einzige, was ich mittlerweile deutlich besser im Griff habe ist die Sache mit dem Einschlafen.

Jahrzehntelang konnte ich abends nicht einschlafen. Während der Ehemann neben mir binnen Sekunden tief und fest schlief, lag ich wach daneben, drehte mich von einer Seite auf die andere und fand keine gute Schlafposition und die Gedanken tobten durch meinen Kopf. Wie Spielfilme liefen Momente des Tages in mir ab, ich versuchte die ungelösten Probleme der letzten Monate zu lösen oder plante den nächsten Tag. Das Einzige, was ich dabei nicht tat, war schlafen und es störte mich ungemein.

Ich probierte vermutlich jeden Einschlaftipp aus, der mir unter die Augen kam, arbeitete an meiner Schlafhygiene, benutzte das Bett ausschließlich zum Schlafen, versuchte es mit White, Pink, Brown und Einhorn-farbenem Noise, hörte Hörbücher, reduzierte die abendliche Bildschirmzeit, verwendete Blaufilter, machte vor dem Schlafengehen Sport – aber nicht zu kurz vor dem Schlafengehen! -, meditierte, führte ein Dankbarkeitstagebuch, probierte Düfte, spezielle Kissen, die angeblich perfekte Temperatur, Melatonin-Spray, -Drops und -Tabletten, CBD-Produkte und Schlaftabletten. Nichts davon half dauerhaft! Nichts!

Dennoch schlafe ich mittlerweile nahezu immer innerhalb von fünf bis zehn Minuten ein!

Das, was mir hilft, hat sich für mich im Laufe der Jahre durch Zufall ergeben. Am Anfang habe ich abends oft ganz bewusst den Tag Revue passieren lassen, habe mir die schönen Momente in Erinnerung gerufen, versucht, mich mit schönen Gedanken zur Ruhe zu bringen. Alles sollte schön und positiv und beruhigend sein und für mich den Schlaf mit etwas Angenehmen verbinden.

In Wirklichkeit habe ich damit jedoch das Gegenteil erreicht.

Mein ADHS-Kopf braucht nur einen Gedanken-Funken, um darauf anzuspringen. Zu jedem noch so kleinen Gedanken, findet er Zusammenhänge, Geschichten, Erinnerungen, Ideen und alles davon möchte beachtet und betrachtet und durchgedacht werden. Während ich also versuchte, meinen Kopf mit schönen Gedanken zu füttern, war mein Kopf damit beschäftigt, all diese Gedanken auszubauen und zu erweitern und mich damit wachzuhalten, denn da war doch NOCH etwas, worüber ich dringend nachdenken sollte!

CN: Tod, Trauer für den nächsten Absatz
2019 starb mein bester Freund gänzlich unerwartet und es ging mir monatelang sehr, sehr schlecht. Meine schönen Einschlafgedanken waren nicht mehr schön, sondern durchzogen von traurigen Erinnerungen, von Vermissen und Trauern und auch die Vorfreude auf den nächsten Tag war getrübt von dem Wissen, dass es ein weiterer Tag ohne ihn werden würde.

Ich suchte für mich verschiedene Hilfen und probierte unter anderem Achtsamkeits-Training und Meditation.

Das Achtsamkeits-Training fand ich irgendwo zwischen faszinierend und albern, zwischen spannend und nutzlos und fühlte mich von der Umsetzung überfodert. Die Meditationen wiederum halfen mir für eine Weile sehr und ich nutzte lange Zeit eine Einschlaf-Meditation statt meiner jetzt nicht mehr so schönen Gedanken.

Irgendwann brauchte ich die Hilfsmittel immer weniger und als mir die Einschlaf-Meditation schließlich nichts mehr gab, ließ ich sie sein und nahm stattdessen meine Schöne-Gedanken-Gewohnheit wieder auf. Schlief ich damit besser? Nein. Aber ich hatte ja ohnedies noch nie wirklich besser geschlafen.
Monate vergingen. Ich versuchte mich immer wieder in neuen Maßnahmen für besseres Einschlafen, doch nichts half dauerhaft und so lag ich im Bett, der Ehemann neben mir schlief, und meine Gedanken beschäftigten sich damit, wie ich das Schlafzimmer am besten umbauen könnte oder ob ich mich nicht vielleicht vor 3 Wochen unangemessen verhalten hatte.

Plötzlich sagte ich in Gedanken „Stopp!“ und „Wir schlafen jetzt!“ und das nächste, an das ich mich erinnerte war, wie ich nachts wie üblich aufwachte.

Erst war mir das gar nicht wirklich bewusst, es passierte einfach und als es mir bewusst wurde, fand ich es absurd: Seit wann hörte mein Kopf auf mich? Doch er tut es.

Ich gehe inzwischen davon aus, dass es eine der Achtsamkeitsübungen ist, die mir dabei hilft. Die Übung nennt sich Gedanken-Stopp und funktioniert so, dass man ein Stopp-Schild oder eine ausgestreckte Hand visualisiert und sich gleichzeitig in Gedanken ein nachdrückliches „Stopp“ zuruft. Dadurch unterbricht man den aktuellen Gedankenstrom. Danach lenkt man die Gedanken auf etwas Positives und vermeidet dadurch, dass der ursprüngliche Gedanken wieder zurückkommt.
Ich habe mir offenbar angewöhnt, diese Umleitung sein zu lassen – mein ADHS-Kopf würde ja ohnedies nur in einem neuen endlosen Gedankenzug landen – und mich schlafen zu schicken.

Das funktioniert heute (3 Jahre nachdem ich die Technik kennengelernt habe) tatsächlich fast immer! Ich glaube aber, dass dazu noch etwas anderes beiträgt, dass ich mir aus der Einschlaf-Meditation abgeleitet habe.

In den Meditationen sprach mich immer wieder ein Satz an, der aussagte, dass ich alles für diesen Tag erledigt hatte und das, was ich nicht erledigt hatte auf einen anderen Tag warten würde. Für mich hieß das: „Du darfst den Tag jetzt beenden.“

Ich nutze es heute so, dass ich mich etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen frage, ob es noch etwas gibt, dass ich unbedingt heute erledigen möchte/muss. Früher war da immer eine ganze Liste an Dingen, die ich unbedingt noch tun wollte: Malen, Häkeln, Basteln, Spielen, Fernsehen, Lesen… Alles, was ich gerne mochte und wofür ich am Tag keine Zeit oder Energie gehabt hatte. Ich „musste“ das doch noch tun! Wer weiß, ob ich am nächsten Tag dazu kommen würde!
Heute sage ich mir fast immer: „Das kann ich auch ein anderes Mal tun.“ Vielleicht ist dieses „andere Mal“ dann tatsächlich am nächsten Tag, vielleicht stelle ich aber auch am nächsten Tag fest, dass mir gerade etwas anderes wichtiger ist – oder das, was mir am Abend noch so dringend und unaufschiebbar schien, jetzt doch nicht mehr so wichtig für mich ist.

Ich schließe dadurch den Tag für mich ab, beende ihn und gehe ohne Drängendes „aber ich will doch noch…“ schlafen. Auch Gedanken oder Pläne verschiebe ich auf ein anderes Mal. Manchmal schreibe ich sie mir auf, damit ich sie nicht vergesse, aber oft sind es Dinge, die wirklich überhaupt nicht wichtig sind oder mich unnötig belasten.

Ich meine, ich muss ja wohl echt nicht darüber nachdenken, ob ich mich vor x Wochen im Gespräch mit einer mir völlig fremden Person unpassend verhalten habe! Auch, wenn der Kopf das gerne genau vor dem Einschlafen dringend tun wollen würde.

Ich gehe mit der Überzeugung schlafen, dass ich alles erledigt habe und nichts so wichtig ist, dass es nicht bis zur nächsten Gelegenheit warten kann. Und wenn der Kopf dann anfängt, doch über irgendetwas nachdenken zu wollen, dann sage ich ihm „Stopp!“ und erinnere ihn daran, dass „heute“ gar nichts mehr zu tun oder zu denken ist und dass wir jetzt schlafen. Und dann schlafen wir. Manchmal auch erst nach der zweiten oder dritten Erinnerung, aber wir schlafen.

Nach wie vor nicht durch und nicht erholsam, aber wir schlafen, anstatt stundenlang wach zu liegen und über unnötige Dinge nachzudenken und auch, wenn ich nachts aufwache, weil da wohl doch noch etwas durchdacht werden wollte, kann der Kopf das ja wohl auch ohne meine bewusste Anwesenheit und ich kann so lange schlafen!

Selbst so ein ADHS-Kopf hat Stellschrauben! Vielleicht hat deiner ganz andere, aber der Punkt ist: Sie existieren und du kannst sie für dich finden. Nicht, indem du einer vorgegebenen Lösung folgst, sondern indem du deinen Kopf inspirierst, herumprobierst und ihn seine eigene Lösung bauen lässt, denn genau darin, sind ADHS-Köpfe echt gut!

Das wird nicht alle deine Probleme lösen, aber vielleicht hilft es dir dabei einzuschlafen oder durchzuschlafen oder erholsam zu schlafen – oder bei etwas ganz anderem; Hauptsache, es macht dein Leben ein kleines bisschen einfacher für dich.

Ein behinderter Blick: Online-Shops vs. lokaler Handel

Ein behinderter Blick: Online-Shops vs. lokaler Handel

14. August 2022 Claudia Unkelbach Comments 2 comments

Kennt ihr diese Schlagzeilen, dass die Innenstädte veröden, die lokalen Einzelhändler sterben und an allem der böse, böse Onlinehandel Schuld hat? Ja? Aber kennt ihr auch die Schlagzeilen, dass der Onlinehandel so zugänglich und behindertenfreundlich ist und zu Recht immer größeren Zulauf erhält? Nein? Verständlich, weil darüber berichtet nämlich niemand.

Ich bin Autistin, habe ADHS, eine soziale Angststörung, eine (komplexe) posttraumatische Belastungsstörung, chronische Schmerzen, Fatigue, bin dick und noch ein paar Dinge mehr, die hier aber nicht so wichtig sind. Was wichtig ist: Meine verschiedenen Probleme führen dazu, dass klassisches Shopping für mich voller Probleme und Hürden steckt.

Das beginnt schon damit, dass ich nicht ohne weiteres zum nächstgelegenen Laden komme. Wir wohnen am Stadtrand, bis zu einem Basic-Lebensmittelladen ist es ein Kilometer. An guten Tagen laufe ich das – aber die guten Tage sind gerade sehr selten.

Brauche ich mehr als Lebensmittel wird es schon komplizierter, denn schon alleine der nächste Schuhladen ist fußläufig nicht mehr wirklich erreichbar. Ich könnte also den Bus nehmen, aber der Bus ist als Autistin mit sozialer Angststörung jedes Mal eine enorme Belastung und ich bin nach der Busfahrt so erschöpft, dass ich eigentlich direkt wieder ins Bett müsste, um mich dort den Rest des Tages zu erholen.

Also Auto? Ja, funktioniert, aber dann kommt das nächste Problem: Sensorische Überreizung.

Läden sind hell, laut und oft voller Menschen und ich kann nichts davon ausblenden, weil mein Kopf Reize nicht filtert, sondern jeden einzelnen davon verarbeiten möchte. Das ist so, als würden 10 wichtige Menschen gleichzeitig mit dir reden und du MUSST allen zuhören, weil ihre Informationen wichtig sind und sie von dir erwarten, dass du sie beachtest. Sie werden sie nicht wiederholen, du bekommst sie auch nicht schriftlich und Fehler darfst du dir nicht erlauben, also hörst du besser zu. Allen! Klingt anstrengend? Ja! Genau das ist es.

Und jetzt stell‘ dir vor, du musst, während diese Menschen mit dir reden, auch noch entscheiden, was du in dem Laden kaufen möchtest. Du musst Schuhe anprobieren (noch mehr Reize!), du musst sie vergleichen, Preise nachschauen und schließlich eine Entscheidung treffen – und immer noch reden diese zehn Menschen mit dir und du darfst nichts von dem, was sie sagen verpassen!

Währenddessen bereitet das grelle Licht dir Kopfschmerzen, deine Ohren tun weh vom Lärm, deine Haut fühlt sich an, als wärst du durch ein Brennnessel-Feld gelaufen und innerlich möchtest du am liebsten explodieren, weißt aber, dass das gerade nicht geht.

Irgendwann schaffst du es in dem ganzen Trubel, dich für ein paar Schuhe zu entscheiden, du schaffst es, sie zu bezahlen und jetzt musst du nur noch mit ihnen nach Hause kommen – und hoffen, dass deine Entscheidung nicht allzu schlecht war, denn sonst musst du sie zurückbringen und neue aussuchen und das ganze Drama geht von vorne los!

Aber selbst, wenn du es irgendwie geschafft hast, tolle Schuhe mit denen du echt glücklich bist zu finden: Der Preis dafür ist hoch, denn dieser eine Einkauf hat deine Energie für den ganzen Tag erschöpft – und oft auch für den nächsten und den übernächsten. Ja, du hast deine Schuhe, aber du wirst heute nichts mehr kochen können, dich nicht mit Freund*innen unterhalten können – von treffen reden wir gar nicht erst -, nicht mehr arbeiten können und dein geliebter Sport? Vergiss ihn – du hast doch ein paar Schuhe!

Ja, es gibt Läden, die angenehmer sind. Sie sind vielleicht kleiner oder leiser oder du hast das Glück zu einem Zeitpunkt dort zu sein, zu dem kaum andere Menschen unterwegs sind und das ganze Einkaufserlebnis ist dadurch deutlich weniger anstrengend.

Jetzt kommt aber noch dazu, dass ich dick bin und dass ich oft sehr spezielle Interessen habe und dafür sehr spezielle Dinge benötige. Kleidung in meiner Größe vor Ort kaufen? Schwierig. Sehr schwierig. Eine sehr spezielle Silikonform für mein Spezialinteresse Backen vor Ort kaufen? Unmöglich. Ernsthaft. Unmöglich.

Das, was ich möchte, gibt es oft vor Ort nicht. Auch, wenn ich einen echt guten Tag habe und es schaffe, 3, 4, 5 Läden abzuklappern – es gibt diese Dinge nicht und noch nicht mal etwas Vergleichbares! Online tippe ich das, was ich möchte in eine Suchmaschine ein und in 9 von 10 Fällen werde ich fündig und kann das Gewünschte direkt bestellen – manchmal habe ich Pech und es ist in Deutschland nicht verfügbar (oder die Lieferkosten sind mir hoch).

Ich bekomme also das, was ich gerne hätte und es kostet mich auch noch deutlich weniger Energie.

Für mich ist Onlineshopping einfach so, so viel zugänglicher!

  • Ich bin nicht darauf angewiesen, dass ich körperlich dazu in der Lage bin, das Haus zu verlassen, zu einem Laden zu kommen und ihn zu betreten.
  • Ich muss nicht mit sensorischen Problemen im Laden kämpfen, denn der „Laden“ ist direkt in meinem Wohnzimmer und dort bestimmte ich die Umgebungsparameter.
  • Ich muss nicht mit fremden Menschen kommunizieren um das, was ich gerne hätte, auch zu bekommen, denn Onlineshops haben dafür Suchfunktionen.
  • Ich bekomme Dinge, die ich vor Ort einfach nicht bekommen kann.
  • Ich kann Preise direkt zwischen verschiedenen Shops vergleichen.
  • Ich kann über Produkte recherchieren und bekomme oft bessere Informationen als im Laden.
  • Ich bekomme alles nach Hause geliefert.
  • Ich kann zuhause ganz ohne Stress alles an- und ausprobieren.
  • Ich habe Zeit, um mich zu entscheiden, ob ich etwas möchte oder nicht und reduziere damit Impulskäufe.
  • Ich kann Fehlkäufe zurückschicken.

Ja, Onlineshopping hat Probleme, viele sogar! Aber ich habe so die Nase voll davon, dass der „lokale Einzelhandel“ als besonders schützenswert angesehen wird, während darüber nachgedacht wird, wie man Onlineshopping unattraktiver machen kann!

Ich erwarte überhaupt nicht mehr, dass der lokale Einzelhandel für mich zugänglich – geschweige denn attraktiv – ist, aber die Sache ist doch die: Entweder der lokale Einzelhandel passt sich an mich als Kundin an oder er lebt damit, dass ich mir eine Alternative suche!

Einzelhändler*innen haben immer weniger Kundschaft, weil alle lieber online kaufen? Ich verrate euch was: Es liegt nicht an den günstigen Preisen. Online ist oft überhaupt nicht billiger. Aber es ist zugänglicher, verfügbarer, einfacher, energiesparender und nervenschonender!

Natürlich kann der lokale Einzelhandel nicht alle Wünsche abdecken – ich verstehe total, dass meine ganz spezielle Silikonform vor Ort nicht verfügbar ist -, aber ist es wirklich so, dass 90 % der Menschen im Gegensatz zu mir gerne helle Lichter und laute Musik beim Einkaufen haben? Oder stört es sie nur einfach nicht und der Handel freut sich, weil er dann nichts verändern muss und die Marketing-Bibeln doch alle sagen, dass Dauerbeschallung zu mehr Einkäufen führt? Dann freut euch, aber wundert euch nicht länger, dass Menschen, die mit lauter Musik nicht zurechtkommen, nicht bei euch einkaufen wollen – ihr wollt sie ja offensichtlich überhaupt nicht als Kund*innen haben!

Wollt ihr doch? Dann werdet verdammt noch mal zugänglicher für Menschen wie mich, bevor sie euch alle davonlaufen!

Bei mir ist es schon zu spät, denn ich genieße die Vorteile des Onlineshoppings mittlerweile viel zu sehr, als dass ich mich wieder auf den ach so guten, alten lokalen Einzelhandel einlassen wollen würde, aber es gibt Menschen, die tatsächlich gerne vor Ort einkaufen und es wird Zeit, dass der lokale Einzelhandel sich für deren Bedürfnisse interessiert!

Zerstört mein Verhalten den lokalen Einzelhandel? Nein. Der lokale Einzelhandel zerstört sich selbst und das tut mir so leid für die Menschen, die auf ihn angewiesen sind!

PS: Ja, Mitarbeiter*innen im Onlinehandel und Paketzusteller*innen haben es oft hart und das finde ich echt Mist – nur glaubt bitte nicht, dass Mitarbeiter*innen im lokalen Einzelhandel es so viel besser haben. Die Probleme sind oft andere – und oft auch die gleichen.

PPS: Ja, große Onlinehändler, die ihre Steuern möglichst klein rechnen sind scheiße. Aber glaubt ihr, dass euer lokaler Einzelhändler vor Ort – der ja in den meisten Fällen auch nur Teil einer größeren Kette ist -, das nicht auch macht – soweit es ihm halt möglich ist?

Das ist meine Sicht und meine Gründe, warum ich lieber online einkaufe. Es gibt aber genau so auch behinderte Menschen, für die vor Ort einkaufen Vorteile gegenüber Online-Shopping hat!

Unsere Probleme und Lösungsansätze sind einfach unterschiedlich. Gemeinsam haben wir, dass wir uns wünschen würden, dass unsere Bedürfnisse besser berücksichtigt werden und das Einkaufen – wie und wo auch immer – dadurch für uns einfacher werden und uns weniger Energie kosten würde.

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